Der Apostelbrief

Dezember 2003 - Januar 2004
Voriger Apostelbrief
Okt. - Nov. 2003
Nr. 41
Nächster Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2004

Immer dieselben Lieder,

das bekomme ich zu hören, wenn Adventsmusik geplant wird. Aber nicht von den Kindern, denn die freuen sich, wenn sie Lieder vom vergangenen Jahr wieder erkennen, deren Text sie auswendig und sofort mitsingen können.

Warum freuen sich viele Erwachsene nicht über bekannte Lieder? - Warum denken sie: schon wieder dieses Lied, und das, obwohl sie den Text in den seltensten Fällen auswendig können?

Man singt nur einmal im Jahr, in der der Adventszeit. Und im Gegensatz zu den Weihnachtsliedern, die uns jetzt wieder tagtäglich aus Kaufhäusern uns auf so genannten Adventsmärkten entgegenschallen, haben Adventslieder ihren Platz eher in der Kirche.

Auch andere Kirchenfeste haben ihre Lieder, doch da stört es uns nicht. Liegt es eher an dem Umfeld, das wir diesen Liedern zuschreiben, das heimelig-trauliche Ambiente? Wäre es nicht an der Zeit, die Adventslieder als das zu sehen, was sie sein wollen: Hinweise auf die bevorstehende Weihnachtszeit. Sie sind wie Marksteine auf dem Weg hin zu Weihnachten, die uns zwar dieses Fest ankündigen, aber gleichzeitig auch darauf hinweisen, dass noch etwas Zeit ist bis zur Ankunft des Herrn, Zeit des Wartens und der Umkehr, zeit, die oft mit vielfältigen Vorbereitungen ausgefüllt ist.

Schaffen wir überhaupt noch, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren? Letztes Jahr haben wir mit dem Kinderchor eine Sprechmotette aufgeführt, die von der vorweihnachtlichen Hektik und Unruhe handelte. Die Hälfte der Kinder wollte sie nicht singen, wir Erwachsenene hingegeb fanden sie sehr passend und eindrucksvoll.

Vielleicht nehmen die Kinder die Adventszeit noch anders wahr und suchen daher die ruhigeharmonische Stimmung, die ihnen durch die vertrauten Lieder gegeben wird. Vielleicht denken sie an gemütliche Stunden um den Adventskranz und nicht an die hektische Vorbereitung, damit alles rechtzeitig fertig ist: die Plätzchen gebacken, der Adventskranz gebunden, die Räume geschmückt.

Vielleicht ist es gerade deswegen schön, gemeinsam alte Lieder zu singen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden. Ein großer Vorteil gegenüber neueren Liedern,die erst gelernt werden müssen; was aber nicht heißen soll, dass es sich nicht lohnen würde. Ein moderner Klassiker ist z.B. das Lied Seht die gute Zeit ist nah , das mittlererweile seinen Platz gefunden hat.

In den Altenandachten erleben wir immer wieder, wie die Bedeutung des gesprochenen Wortes zugunsten des Lieder nachlässt, da diese Lieder tief verwurzelt und daher jederzeit verfügbar sind. Vielleicht sollten wir die Chance der Adventszeit ergreifen und sie als Freunde durch die Zeit, der alljährlichen Adventszeit, aber auch darüber hinaus, sehen.

In diesem Sinne wünsche ich uns eine geruhsame Adventszeit mit den Worten des Adventsliedes schlechthin:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit.

Christiane Konrad