Der Apostelbrief

Dezember 2003 - Januar 2004
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Vom Gewehr zur Nähmaschine:

Ex-Kindersoldaten lernen ein Handwerk

Brot für die Welt

In diesem Jahr wird in unserem Dekanat folgendes Brot-für-die-Welt-Projekt vorgestellt:

Der zehnjährige Krieg in Sierra Leone gilt als einer der brutalsten Kriege der jüngeren Zeit. Rebellen der Vereinten Revolutionären Front RUF terrorisierten die Zivilbevölkerung auf grausamste Weise. Mehreren Tausend Menschen hackten sie mit Macheten die Gliedmaßen ab und verbreiteten damit Furcht und Schrecken. Kinder wurden verschleppt, vergewaltigt und gezwungen zu töten.

An die 6000 solche Kindersoldaten haben 2002 zusammen mit rund 50.000 Kämpfenden ihre Waffen abgeliefert. Mit Unterstützung von »Mankind's Activities for Development Accreditation Movement« (MADAM) können sie neu anfangen. MADAM bietet ehemaligen Kindersoldaten und Frauen, die von der RUF missbraucht wurden, eine Handwerksausbildung in der Schmiede, Schneiderei oder Schreinerei an.

Die meisten Auszubildenden klagen über Albträume, Angstzustände und Schuldgefühle. MADAM arbeitet eng mit Seelsorgern und anderen Fachkräften zusammen, um die traumatischen Kriegsgeschehen aufzuarbeiten. Versöhnung spielt dabei eine wichtige Rolle, denn sie ist die Voraussetzung für eine spätere Integration in der Heimat.

Schon im vergangenen Jahr war Sierra Leone unser Dekanatsprojekt, und zwar ein Anti-AIDS-Programm. Wie von der zuständigen Mitarbeiterin von Brot für die Welt in Stuttgart mitgeteilt wurde, konnte mit Hilfe der Spendengelder im vergangenen halben Jahr 300 freiwillige Helfer und Berater ausgebildet werden, auch Fortbildungen für medizinisches Personal wurden durchgeführt. Die Organisation »Sheperd's Hospice« konnte in den letzten sechs Monaten weit über 700 Hausbesuche bei AIDS-Kranken machen; ferner konnten etliche Patienten behandelt und AIDS-Waisen unterstützt werden.

Jeder Euro, den Sie spenden, ist gut angelegt.

Pfarrer Gerhard Nemec

Mabinty Bangura war zwölf Jahre alt, als sie von den RUF-Rebellen entführt wurde. Von da ab übernahm Adama Samura, alias »Adama schneidet Hände ab«, ihre Erziehung. Sie brachte Mabinty bei, wie man sich wahllos Dorfbewohner herauspickt und ihnen einzelne Gliedmaßen abhackt. Das Leben einer Kindersoldatin. Jetzt ist Mabinty Schneiderin. Die Organisation MADAM half ihr nicht nur bei der Berufsausbildung, sondern auch bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erlebnisse.

Der zehnjährige Krieg in Sierra Leone gilt als einer der brutalsten Kriege der jüngeren Zeit. Rebellen der Vereinten Revolutionären Front RUF unter Führung von Foday Sankoh fielen in die Süd- und Ost-Provinz Sierra Leones ein und terrorisierten die Zivilbevölkerung. Mehreren Tausend Menschen hackten sie mit Macheten die Gliedmaßen ab und verbreiteten damit Furcht und Schrecken. Kinder wurden verschleppt, vergewaltigt, und gezwungen zu töten. Im Mai 2002 fanden erstmals friedliche Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt.

Mabinty zählt zu den 6000 Kindersoldaten, die 2002 zusammen mit rund 50.000 Kämpfenden ihre Waffen abgeliefert haben. Mit Unterstützung von MADAM konnte sie neu anfangen. MADAM bietet ehemaligen Kindersoldaten und Frauen, die von der RUF missbraucht wurden, eine Handwerksausbildung in der Schmiede, Schneiderei oder Schreinerei an. Zwischen neun und zwölf Monaten dauert die Ausbildung, je nach dem, wie viel Wissen vorhanden ist. Vermittelt werden Grundkenntnisse in Betriebsführung, Finanzplanung und Management.

Die meisten Auszubildenden klagen auch über Albträume und Angstzustände. Sie fühlen sich schuldig und fragen sich, ob sie jemals wieder zu Hause aufgenommen werden. MADAM arbeitet eng mit Seelsorgern und Fachkräften anderer Träger zusammen, um die traumatischen Kriegsgeschehen aufzuarbeiten. Versöhnung spielt eine wichtige Rolle, denn sie ist die Voraussetzung für eine spätere Integration in der Heimat.

Die heute 16-jährige Mabinty wohnt jetzt wieder bei ihrer Mutter. Zu MADAM hält sie weiter Kontakt.


Brot fuer die Welt

Unser Gabenkassenkonto:
Sparkasse Mainfranken
BLZ 790 500 00
Kto.­Nr. 431 70687

Kosten und Finanzierung:
Gesamtkosten (Zweieinviertel Jahre): € 115.190,-
Finanzierung:
· »Brot für die Welt« € 102.400,-
· Eigenbeitrag € 12.790,-

Träger:
Mankind's Activities for Development Accreditation Movement (MADAM)

Kontakt:
Renate Of
✉ fo.rtorb‑fud‑reiew‑elt.ed

Weitere Infos:
Hintergrund, Interview, Porträt:
Angst vor der Rückkehr in die Heimat
Hintergrund des Krieges
Rosalies Geschichte