Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Ja zur Buntheit

Liebe Gemeinde,

die Kirchen haben sich anfangs schwer getan mit der Demokratisierung der Gesellschaft. Auch die evangelische Kirche. Sie kam her vom „Landesherrlichen Kirchenregiment“, das sich schon in der Reformationszeit herausgebildet hatte als Schutzwall gegen die päpstliche und kaiserliche Gegenreformation. Dieses Modell sicherte jahrhundertelang das Überleben des Protestantismus, machte ihn aber auch anfällig für staatliche Bevormundung und Obrigkeitshörigkeit. Nach innen wie nach außen herrschte die Skepsis, ob man wirklich über die großen Fragen, die Fragen nach der Wahrheit und nach dem Gemeinwohl abstimmen und wichtige Richtungsentscheidungen dem freien Spiel der gesellschaftlichen Kräfte überlassen könne. Was die Frage der Wahrheit, insbesondere der Glaubenswahrheiten angeht, mag diese Skepsis nicht unbegründet sein. Was die Fragen des alltäglichen Lebens und der Politik angeht, haben wir die Ängste zum Glück schon lange hinter uns gelassen und halten die freiheitlich demokratische Verfasstheit unserer Gesellschaft für die bestmögliche Staatsform, die am ehesten geeignet ist, die Interessen aller gesellschaftlichen Gruppen zur Geltung zu bringen und eine - zumindest relative - Gerechtigkeit herbei zu führen.




Mehr noch: Wir haben erkannt, dass die Menschenrechte ihre Wurzeln nicht nur in der Aufklärung, sondern ganz klar gerade auch im jüdisch-christlichen Menschenbild haben. Gegen sie zu sein, oder zuzulassen, dass andere sie untergraben, wäre gleichbedeutend damit, die eigenen Grundlagen zu verraten. Darum sollten wir ganz vorne mit dabei sein, wenn es darum geht, das Recht auf Asyl, auf körperliche und psychische Unversehrtheit, die allen und jedem zukommende Menschenwürde und die Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen zu verteidigen, gegen allen Rechtsextremismus und -populismus, gegen alle gruppenbezogene Menschenunfreundlichkeit, die in unserer Gesellschaft schleichend salonfähig zu werden scheint. Darum wollten wir Evangelischen in Gerbrunn hier auch ein Zeichen setzen und haben versucht, möglichst alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen mit einzubeziehen. Das Ergebnis ist das Wochenende „Gerbrunn ist bunt“ vom 10.6. bis 1.7.18. Ich würde mich freuen, ganz viele (evangelische) Christen dort in vorderster Front mit dabei zu sehen, wenn wir die Buntheit an unserem Ort bejahen und feiern wollen.

Mit den besten Segenswünschen,

Ihr Pfr. J. Riedel