Der Apostelbrief

Februar - März 2013
Voriger Apostelbrief
Dez. 2012 - Jan. 2013
Nr. 96
Nächster Apostelbrief
Apr. - Mai 2013

Unterwegs

Autor

Nach dem zweiten Weltkrieg hatten viele Menschen nicht nur ihre Wohnung verloren, sondern mussten auch ihre Heimatstadt und die Region, in der sie heimisch waren, verlassen. Für diese Heimatvertriebenen bedeutete das nicht nur einen wirtschaftlichen Verlust, sondern auch einen Verlust an Identität, der vielen von ihnen noch Jahre und Jahrzehnte danach zu schaffen machte.

Die Jahreslosung für das neue Jahr 2013 mahnt uns: »Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir« (Hebr. 13, 14). Egal wie solide unser Haus gebaut ist, und egal wieviele Renten-, Sozial- und Lebensversicherungen wir haben: das was wir jetzt besitzen und die Umstände, unter denen wir derzeit leben, werden nicht von Dauer sein.

Der Schreiber des Hebräerbriefs bleibt bei dieser ernüchternden und etwas melancholischen Feststellung aber nicht stehen. Er spricht vielmehr von einer zukünftigen Stadt, die wir »suchen« oder genauer »die wir erreichen wollen«. Die zukünftige Stadt ist das himmlische Jerusalem, das der Seher Johannes in Kapitel 21 der Offenbarung beschreibt. Besser gesagt, versucht Johannes, die Stadt zu beschreiben, die offensichtlich mit Worten nur unvollständig zu beschreiben ist.

Diese Stadt, in der Gott mitten unter den Menschen lebt und in der keine Tränen und kein Leid mehr sein werden, ist unsere eigentliche Heimat. Hier und jetzt sind wir nur auf der Durchreise.

Wenn ich weiß, dass ich an einem Ort nur kurze Zeit wohnen werde, versuche ich, es mir einigermaßen gemütlich zu machen. Aber ich investiere nicht dieselbe Mühe und dasselbe Geld in meine Wohnung wie in ein Haus, dass ich die nächsten Jahrzehnte bewohnen möchte.

Das Wissen, dass alles, was ich in diesem Leben aufbaue und erwerbe, nur von endlicher Dauer ist, während ich als Christ auf dem Weg zu einer dauerhaften Heimat bei Gott bin, wird notwendigerweise meine Prioritäten verändern. Was nützt es schon, der reichste Mann oder die erfolgreichste Frau auf dem Gerbrunner Friedhof zu sein?

Der Schreiber des Hebräerbriefs gibt uns ein paar Hinweise, wie das aussehen kann, die zukünftige Stadt zu suchen (Hebr. 13, 15.16): das eine ist, uns zu Gott zu bekennen. Im Alltag heißt das, die Werte Gottes, wie sie zum Beispiel in den Zehn Geboten niedergelegt sind, ernst zu nehmen. »Du sollst nicht stehlen« hat dann auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie und mit welchen Renditeerwartungen ich mein Geld anlege oder wo und zu welchen Preisen ich einkaufe.

Der zweite Weg, die zukünftige Stadt zu suchen, ist »Gutes zu tun und zu teilen«. Damit sind nicht nur die Sammelbüchsen in Geschäften oder auf der Straße gemeint, in die wir unser Wechselgeld werfen, dessen Verlust wir im Zweifel gar nicht merken. Zu »opfern« kann durchaus auch bedeuten, meine eigenen Möglichkeiten in Bezug auf Zeit, Kraft oder Geld um anderer Menschen willen einzuschränken.

Unterwegs zu Gottes zukünftiger Stadt zu sein, heißt aber vor allem: auch wenn es hier und jetzt gut ist – das Beste kommt noch!

-pv-