Der Apostelbrief

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Nanoplus

Große Unterschiede

Fragen an Dr. Johannes Koeth, Geschäftsführer der Nanoplus GmbH in Gerbrunn

Sehr geehrter Dr. Koeth, welchen Chancen gehen von Anwendungen rund um den Modebegriff »Nanotechnologie« aus?

Die Nanotechnologie gilt generell als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts, die dabei ist, viele Produkte zu revolutionieren. Allerdings ist zu beachten, dass der Begriff ganz unterschiedliche Technologien aus den Bereichen Physik, Biologie und Chemie zusammenfasst, deren Unterschiede oft größer sind als deren Gemeinsamkeiten und so nur schwer pauschale Antworten zu Chancen und Risiken gegeben werden können.

Da gibt es zum Beispiel Nanobeschichtungen auf Keramiken, die dafür sorgen, dass Wachbecken und Kacheln sauber bleiben. Oder Materialien wie das so genannte Nanosilber, das für die Trinkwasserdesinfektion in der dritten Welt eingesetzt werden kann. In unserem Fall sind es Nanostrukturen, die mit Licht in Wechselwirkung treten, wie das auch bei den Strukturen auf einem Schmetterlingsflügel der Fall ist und ihm die bunten, schillernden Farben verleihen. In mittelalterlichen Glasfenstern ist Nanotechnologie für die kräftigen Rottöne verantwortlich – im Mittelalter nannte man es natürlich noch nicht Nanotechnologie.

Nanoplus gilt aktuell als größter Arbeitgeber in unserer Gemeinde. Womit beschäftigt sich Ihr Unternehmen?

Das Unternehmen Nanoplus arbeitet auf dem Gebiet der Halbleiterphysik und beschäftigt sich mit der Herstellung sogenannter DFB-Laser für Anwendungen im Bereich der Gassensorik. In unseren Lasern sorgt eine Nanostruktur für die Emission des geeigneten Laserlichts, das für die Gassensorik ganz bestimmte Anforderungen erfüllen muss.

Zum Einsatz kommen unsere Laser in der Umweltmesstechnik zum Bestimmen des Schadstoffausstoßes von Fabriken oder bei der Prozesssteuerung in Kraftwerken und sorgen dort für die effiziente Energieerzeugung. Man kann mit ihnen Messgeräte bauen, die die Formaldehydkonzentration im Wohnraum messen oder die Methankonzentration über einem Reisfeld.

Die Laser werden aber auch für Forschungszwecke eingesetzt: An Bord des Mars Rovers Curiosity zum Beispiel ermöglicht einer unserer Laser derzeit Messungen von Wasserdampf, Methan, Kohlendioxid und dessen Isotopenverhältnissen in der Atmosphäre und in Bodenproben in bisher unerreichter Präzision.

Darüber hinaus betreiben wir bei Nanoplus Forschung zu neuen Bauelementen und Anwendungen: So entwickeln wir gerade in einem Projekt zusammen mit anderen europäischen Firmen einen Sensor, mit dem man die Alkoholkonzentration in der Innenraumluft vorbeifahrender Autos messen kann. Mit internationalen Partnern arbeiten wir an einem Messgerät, das die Blutzuckerkonzentration ohne Blutentnahme messen soll.

Vielen Dank für die Antworten.

(Das Interview führte unser Redaktionsmitglied Jörn Ballhaus)