Der Apostelbrief

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Wohngruppe »Steppenwölfe« in Gerbrunn

Steppenwölfe

Wege aus der Krise

Viele haben die Jungs schon in Gerbrunn gesehen, sind mit ihnen Bus gefahren oder haben mit ihnen Fußball gespielt.

Richtig kennen tut die »Steppenwölfe« aber kaum einer. Acht Jungs im Alter zwischen 11 und 18 Jahren werden derzeit in der therapeutischen Außenwohngruppe in der Sieboldstraße betreut.

Steppenwölfe

»Unsere Bewohner kommen aus allen Gesellschafts­schichten und unterschiedlichsten familiären Verhältnissen«, sagt Elisabeth Uschold-Meier, die Pädagogische Leiterin bei den Steppenwölfen. Alle benötigen Hilfe, die die Eltern und das Umfeld nicht mehr leisten kann. Als Auslöser nennt Uschold-Meier das Herausfallen aus dem Schulsystem: Über- oder auch Unterforderung führen bei den Kindern zu sozialen oder psychischen Problemen und zum Schulausschluss. »Eltern und Lehrer haben dann irgendwann keine Idee mehr, wie sie die Kinder unterstützen können.«

Aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometer rekrutiert die Gruppe ihre Mitglieder. Betreut werden sie rund um die Uhr von sechs Erziehern und Therapeuten im Schichtdienst. Pro Woche hat jedes Kind eine Einzeltherapie und viele Gruppensitzungen. Uschold-Meier: »Dabei setzen wir auf die heilende Gruppenwirkung.« Ältere Jugendliche, die schon länger da sind, helfen den jüngeren.

Zurück ins geregelte Leben

Die Aufenthaltsdauer der Jugendlichen in Gerbrunn beträgt im Schnitt zwei Jahre. Zu Beginn gehen sie in die heiminterne Wichern-Schule, eine Einrichtung, die der Uniklinik Würzburg angegliedert ist. Normalisiert sich die Situation, können die Kinder in das Regelschulsystem wechseln. Eine enge Zusammenarbeit pflegen die Steppenwölfe mit der David-Schuster-Realschule, dem Deutschhaus-Gymnasium und der Gerbrunner Hauptschule.


Steppenwölfe

Derzeit wohnen die acht Jugendlichen im Haus an der Sieboldstraße in Einzelzimmern und nutzen einen gemeinsamen Wohn- und Essbereich und ein Musikzimmer. Dort kann bei einem Musikpädagogen ein Instrument erlernt werden. Alle 14 Tage geht es für die Steppenwölfe über das Wochenende zur Familie, genauso wie in den Ferien.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Erlebnispädagogik: drei bis vier Mal im Jahr fahren die Kids auf Freizeit. Dort sollen Grenzerfahrungen helfen, aus Verhaltensmustern auszubrechen und neue Weichenstellungen zu bekommen. So wird intensiv gewandert, gemeinsam auf Kanutour gegangen oder im Klettergarten die Grenzen ausgelotet. Regelmäßig findet zudem ein Steinbildhauer-Workshop mit Kurt Grimm statt.

Haus der Steppenwölfe

Glücksfall Gerbrunn

Gegründet wurde die Einrichtung 1995 in Trägerschaft des Diakonischen Werkes als Nachfolge des Jugendhilfebereichs der AWO. »Als Glücksfall stellte sich das Haus in Gerbrunn heraus, welches die Kirche gerade geerbt hatte«, sagt Uschold-Meier rückblickend.

Die Anfangszeit sei trotzdem nicht leicht gewesen. Der Umbau sei nicht fertig gewesen, als man einzog und auch in der Straße musste man sich erst mal an die neuen Anwohner gewöhnen. Gespräche und gemeinsame Aktivitäten hätten aber eine sehr positive Entwicklung ermöglicht. »Heute bieten Nachbarn an, sich um die Jungs zu kümmern und eine Art Partnerschaft zu übernehmen.«

Überhaupt sei den Jugendlichen am meisten geholfen, wenn sie in Gerbrunn mit Gleichaltrigen in Kontakt kommen würden und sich vernetzen könnten. Dabei sind Aktivitäten in der Kirchengemeinde genauso willkommen, wie sportliche Aktivitäten oder Treffs in der Freizeit.

-JB-


Haus der Steppenwölfe

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