Der Apostelbrief

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Markenprodukte

Viele Eltern stöhnen heutzutage, weil ihre Kinder einem ganz bestimmten Wahn verfallen sind - dem Markenwahn: während die Eltern bei der Kleidung ihrer Sprösslinge gerne auf Haltbarkeit, Zweckmäßigkeit und Preiswürdigkeit achten, geht es den vom Markenwahn befallenen Kindern eher darum ob auch das richtige Reptil oder der in dieser Saison angesagte Schriftzug das neue T-Shirt ziert.

Markenprodukte sollen dem Verbraucher die Sicherheit geben, dass er für sein Geld auch den entsprechenden Gegenwert bekommt. Die Marke »Made in Germany« war ursprünglich als Warnung englischer Verbraucher vor minderwertigen Produkten der damals als rückständig geltenden deutschen Industrie gedacht. Mit der Zeit entwickelte sich die Marke allerdings zu einem weltweit anerkannten Qualitätssiegel.

Das Gegenteil von Markenprodukten sind »No-Name« Produkte, über deren Herkunft man nichts weiß und über deren Qualität man erst nach einer gewissen Nutzungsdauer etwas sagen kann.

Zuweilen hat man den Eindruck, dass in der Welt, in der wir leben, Menschen zu »No-Name« Produkten geworden sind: sie haben erst dann einen Wert, wenn sie sich als nützlich erweisen: In der Wirtschaft verbreitet sich der Begriff des »Humankapitals« und der sicherste Weg, den Kurs einer Aktie in die Höhe zu treiben ist der, Mitarbeiter zu entlassen. Menschen scheinen für manche Unternehmen nicht mehr Teil der Lösung sondern nur noch Teil des Problems zu sein.

Die Bibel redet ganz anders vom Menschen: Ganz am Anfang lesen wir, dass Gott den Menschen zu seinem eigenen Ebenbild geschaffen hat (1. Mose 1,26). Das ist das Markenzeichen, das jede und jeder von uns trägt: »Ebenbild Gottes«. Es mag uns bei dem einen oder anderen Mitmenschen schwer fallen, das zu glauben, aber auch dem unsympathischsten Zeitgenossen und sogar uns selbst gilt der Zuspruch Gottes: Du bist ein Markenprodukt, du bist wertvoll, weil ich dich nach meinem Ebenbild geschaffen habe.

Das wirft natürlich Fragen auf. Fragen danach, wie wir mit anderen Menschen umgehen. Wie wir zu Menschen stehen, die noch nicht geboren sind, sondern als Embryo oder Fötus existieren. Oder welche Wertschätzung wir Menschen zumessen, die aufgrund von Alter und/oder Krankheit nicht mehr in der Lage sind, etwas »wertvolles« zu leisten. Es gibt keine »No-Name« Menschen. Wir alle sind Markenprodukte »Made in Heaven«.

»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« zitiert Jesus das Gesetz des Mose (3. Mose 19,18) und fordert uns damit auf, an dieser Stelle Markenbewusstsein zu zeigen.

-pv-