Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Liebe Gemeinde,

weißer Rauch! Ein neuer Papst ist gewählt. Francesco I nennt er sich. Die Zeitungen und Nachrichtensendungen überschlagen sich mit Berichten, Hintergründen, Einschätzungen. Als evangelischer Pfarrer tue ich mir schwer, diesen ganzen Hype zu verstehen. Und wieder einmal frage ich mich: Braucht die Welt einen Papst?

Nein, hat schon Martin Luther vor knapp 500 Jahren geurteilt, die verweltlichten Päpste seiner Zeit vor Augen. Im Rangstreit der Jünger, wo es um die Frage ging, wer unter ihnen der größte sei, mahnte Jesus: »Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener.«

Hätte man ihn gefragt, ob er einen Papst brauche, oder ob er meine, dass Gott einen »vicarius dei« neben ihm, neben Christus brauche, er hätte sicher auch gesagt: »Hast du gar nichts verstanden?«

Aber trotzdem hat sich ein Papsttum entwickelt und bis heute erhalten. Nur das Resultat ausgeprägter Machtinteressen? Resultat der Leichtgläubigkeit des einfachen Volkes, dass sich durch große Rituale und prächtige Gewänder beeindrucken lässt?


Wie auch immer: Das Papsttum ist heute nach wie vor eine faktische Größe, mit der man im Gespräch der Kirchen(!) rechnen muss. Mit der auch die säkularisierte Welt rechnen muss. Eine Größe, auf die die katholischen Schwestern und Brüder nicht verzichten wollen, weil sie für ihren Glauben offenbar wichtig ist. Insofern bleibt uns nur zu hoffen, dass dieser konkrete neue Papst das Jesuswort verstanden hat: Wer unter euch der größte sein will, der sei euer aller Diener. Sein Lebensstil bisher und die Wahl seines Namens nach Franz von Assisi geben Anlass dazu. Zu hoffen bleibt auch, dass er im Umgang mit den Kirchen der Reformation dort anknüpft, wo Papst Johannes XXIII, der Initiator des 2. Vatikanischen Konzils, aufgehört hat. Da überwiegen meinerseits allerdings noch die Zweifel, bei einem Papst aus Argentinien, einem Land, in dem die Evangelischen mit einem Bevölkerungsanteil von 6% ihm bisher wohl kaum zu Bewusstsein gekommen sein dürften. Möge der Fortgang der Geschichte meine Zweifel Lügen strafen.

P.S.: Falls Sie uns mal wieder etwas Gutes tun wollen, überweisen Sie uns doch bei Gelegenheit eine kleine Spende für Apostelbrief und Monatsgruß. Vielen Dank im Voraus!

P.P.S.: Wir freuen uns auch über jeden, der (mal wieder?) den Weg in unsere Gottesdienste findet.

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