Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Liebe Gemeinde,

»Gigantismus« ist eine Krankheit, die zu übermäßigem Wachstum führt. Der Körper kennt kein »genug«. Betroffene haben eine reduzierte Lebenserwartung und häufig schon zu Lebzeiten große körperliche und psychische Probleme. Gigantismus entsteht fast immer durch eine Hirnschädigung, z.B. infolge eines Tumors.

In Politik und Wirtschaft scheint Gigantismus noch nicht als eine durch Hirnschädigung hervorgerufene Krankheit entlarvt zu sein. Egal welche Partei, egal welches Land, ob Sarkozy oder Hollande, Merkel oder Gabriel alle sind sich in einem Punkt einig: Wir brauchen mehr Wachstum. Das wird uns aus der Krise führen.

Der »Club of Rome« dagegen veröffentlichte jüngst eine neue Prognose für die Entwicklung der Welt bis ins Jahr 2052 und kam zu ernüchternden Ergebnissen. Der Autor des Reports, der norwegische Wirtschaftsexperte und Zukunftsforscher Jorgen Randers etwa sagt: Die Wirtschaft schadet mit ihrem steten Wachstum dem Klima und den Naturschätzen. Zudem macht sie nach den Berechnungen der Forscher oft schon jetzt keinen Gewinn mehr – verglichen mit dem Preis der Umweltzerstörung. Der Kollaps kann nicht ausbleiben. Der Generalsekretär des Club of Rome, Ian Johnson, sagte: »Business as usual« ist keine Option, wenn wir wollen, dass unsere Enkelkinder auf einem zukunftsfähigen und gerechten Planeten leben. Schnelles Handeln sei nötig.

Auch ich habe kein Patentrezept, wie der Ausstieg aus der Wachstumsspirale gelingen kann. Wie wir zu einer »Wirtschaft des Genug für alle« finden können. Aber eins ist klar: Es braucht den politischen Willen dazu. Dann könnte man über allerlei nachdenken. Z.B. darüber, ob nicht noch viel mehr als bisher alle sozialen und ökologischen Folgekosten in den Preis eines Produkts mit eingerechnet werden müssten. Ob es sich hierbei um Flugreisen, Atomstrom, Computer oder Waffen handelt. Vielleicht auch darüber, ob nicht Massentierhaltung weltweit mit einem »Inhumanitätsaufschlag« versehen werden müsste. Und vieles andere mehr.

Bis die Politik so weit ist, bleibt uns nur, durch kluge Kaufentscheidungen – z.B. weniger (etwa Fleisch) und dafür qualitativ höherwertiger (etwa weil artgerecht hergestellt) – ein wenig Einfluss zu nehmen.

Einen schönen (Früh-)Sommer wünscht

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