Der Apostelbrief

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Formen der Frömmigkeit

Christliche Symbolik in unserer Kirche

Verkehrsschilder, Handzeichen, Warnsignale. Überall im Leben begleiten uns Zeichen und Symbole. Auch in unserer Kirche ist es nicht anders.

Schon das Gebäude ist meist ein starkes Symbol: Das Wort Kirche stammt von griechischen Wort kyriakon – »dem Herrn gehörig« – ab. Kirche ist also ein symbolischer Wohnort Gottes auf Erden, ein Ort, an dem Menschen Gott nahe sein, ihm begegnen können, an dem sie seine Größe feiern, von ihm und seinen Taten sprechen und durch das Gebet gestärkt werden.

Kreuz

In den meisten Kirchen fällt als nächstes das Kreuz ins Auge – entweder als Schmuck oder gar als Grundfläche des Gebäudes. Es ist das Symbol des christlichen Glaubens schlechthin und wird als Zeichen der durch Jesus geschenkten Versöhnung mit Gott verehrt. Als Sinnbild für eine der brutalsten Strafen der Antike war das Kreuz aber zunächst im Christentum verpönt. Erst seit dem 11. Jahrhundert hat es seinen festen Platz auf dem Altar.

Der Altar selbst war in alten Zeiten der Ort des Opfers. Ob Tiere, Getreide oder Rauchwerk – mit dem vom Priester vollzogenen Opfer stellte sich der Mensch in Bitte und Dank vor seinen Gott. Jesus scheint die Vermittlung zwischen Gott und Mensch durch Priester abgelehnt zu haben (vgl. Mt 21, 12f). Die ersten Christen interpretierten seine Passion als Selbstopfer. Weitere Opfer sind von nun an nie mehr nötig. Dennoch behielt der Altar in römischen, orthodoxen und lutherischen Kirchen seinen Platz – nunmehr als Ort an dem sich Jesus den Glaubenden unter Brot und Wein darreicht. Im katholischen Glauben kennt man auch die Vorstellung, dass sein Opfer durch den Priester Gott erneut dargebracht oder vergegenwärtigt wird. Diese »Messopfer«-Vorstellung lehnen die Kirchen der Reformation allerdings ab und verzichten gänzlich auf das Amt des geweihten Priesters. Noch weiter gehen die reformierten Kirchen: anstelle eines Altars kennen sie nur noch einen schlichten Tisch, auf dem das zentrale Symbol des christlichen Glaubens liegt: Die Heilige Schrift.

Kreuz

Tragende Säulen
Häufig finden sich in Kirchräumen Bilder und Figuren der Apostel. Als »Gesandte« haben sie eine tragende Funktion: Apostel steht für eine Säule, die das Gebäude trägt. Die Apostel sind als Zeitzeugen und erste Verkünder des Evangeliums von Jesus Christus Garanten für dessen Wahrheit. Wie die vier Evangelisten stehen sie auch für die Verkündigung des Evangeliums in der Kirche und durch die Kirche. Die Zwölfzahl der Apostel bedeutet nach dem Willen Jesu, dass sie die zwölf Stämme Israels repräsentieren.

Kreuz

Und auch die Dreifaltigkeit findet sich versteckt oder offen als Symbol wieder. Im Barock wurde sie als Gott Vater dargestellt, der Jesus am Kreuz in seinen Händen hält, darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt der Taube. Im lateinischen Christentum wird die Einheit betont und auf das Symbol des Dreiecks zurückgegriffen.

Sehr bewusst nehmen wir auch die Paramente wahr, zumal sie häufig die Farbe wechseln. Vom lateinischen parare mensam – »den Tisch bereiten« abgeleitete Textilien schmücken den Altar und das Lesepult. Die liturgischen Farben orientieren sich am Jahreskreis: So steht Violett für die Vorbereitungszeit auf hohe Christusfeste, Weiß für die Feste selbst wie Weihnachten, Ostern und die Osterzeit. Rot kommt zu Pfingsten zum Einsatz und auch für besondere Feste, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu tun haben.

Der Ambo (vom griechischen Ambon »Gipfel«) ist in frühchristlichen, orthodoxen, katholischen und den lutherischen Kirchen der erhöhte Ort, von dem aus der Lektor, Diakon oder Priester die biblischen Lesungen, darunter das Evangelium, verkündet.

Bei uns wird heute das Lesepult als Ambo genutzt. Der Ambo als »Tisch des Wortes« und der Altar als »Tisch des Mahles« sind auch in der Apostelkirche die zentralen gottesdienstlichen Orte in der Kirche und von großer symbolischer Kraft.

-JB-