Der Apostelbrief

Februar - März 2012
Voriger Apostelbrief
Dez. 2011 - Jan. 2012
Nr. 90
Nächster Apostelbrief
Apr. - Mai 2012

Formen der Frömmigkeit

Kirchenmusik

Kirchenmusik

Musik begleitet den Menschen seit Anfang seiner Entwicklung. Schon in Natur- und Stammesreligionen wurde zu rituellen Tänzen und magischen Beschwörungen gesungen. Im Christentum, Hinduismus und Buddhismus vermittelt gemeinsames Singen Gemeinschaftsgefühl und transportiert religiöse Inhalte. Musik begleitet zudem die meisten kirchlichen Zeremonien.

Es gibt jedoch Unterschiede, zumindest was die Einordnung betrifft. Als »Geistliche« oder »Religiöse Musik« kann alles bezeichnet werden, was für religiöse Anlässe oder mit einem religiösen Einfluss komponiert oder musiziert wird. Kirchenmusik oder auch Sakralmusik ist die zur Aufführung im kirchlichen Gottesdienst bestimmte Vokal- und Instrumentalmusik. Typische kirchenmusikalische Stücke sind nach Wikipedia Messvertonungen und Motetten, Choräle und einstimmige Kirchengesänge. Choralvorspiele für Orgel und andere Instrumentalmusik in unterschiedlichen Besetzungen, mit der die kultischen Handlungen im Gottesdienst untermalt werden, zählen ebenfalls zur Kirchenmusik.

Von der Kirchenmusik unterschieden wird allgemeine geistliche Musik. Beispiele sind die Oratorien Händels, die Psalmensinfonien von Liszt und Strawinsky oder das Requiem von Brahms.

Musik als Ausdrucksform

Auch in unserer Gemeinde wird viel gesungen und musiziert. Der Chor singt, die Orgel spielt und ab und an greift auch der Pfarrer zur Gitarre oder in die Tasten des Klaviers. Die Musik transportiert dabei immer einen erheblichen Anteil an Religionspädagogik, also die Hinführung zu religiösen Inhalten.

Die evangelische Kirchenmusik wurde durch Martin Luther, Thomas Müntzer und den protestantischen Kantor Johann Walter begründet. Ihnen ging es um die Musik als Schöpfergabe. Im Mittelpunkt standen der deutschsprachige Choral und der Gemeindegesang.

Die Eigenständigkeit der evangelischen Kirchenmusik entfaltet sich an dem, zunächst an mittelalterliche Formen anknüpfenden, lutherischen Kirchenlied. Die typische Lesungsmusik waren oft vertonte Evangeliensprüche. Mitte des 17. Jahrhunderts entstand mit den Abendmusiken an der Marienkirche in Lübeck unter den Marienorganisten Franz Tunder und Dietrich Buxtehude die erste Reihe von kirchlichen Konzertveranstaltungen außerhalb des Gottesdienstes.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann schließlich der Begriff »Kirchenmusik« eingeführt. Doch er sollte lediglich die Funktion der Musik beschreiben, jedoch nicht den Stil.

Während der Aufklärung verfielen die alten gottesdienstlichen Formen, die alten Kirchenlieder wurden modernisiert und es kam allgemein zur Emanzipation des Geisteslebens. Die Aufklärung war somit eine Epoche des Niedergangs der Kirchenmusik.

Durch die romantische Restauration im 19. Jahrhundert gab es zwar eine Rückkehr zur Überlieferung. Jedoch versuchte man nur Vergangenes wiederherzustellen. Die Folge war, dass sich die evangelische Kirchenmusik nun selbst ins Abseits der allgemeinen musikalischen Entwicklung gestellt hatte. Das äußerte sich auch im Komponierverhalten großer Komponisten jener Zeit, wie Mendelssohn Bartholdy oder Brahms, die kaum Kirchenlieder komponierten.

Kirchenmusik heute

Verbunden mit der liturgischen Erneuerung gab es in den 1920er und 1930er Jahren auch eine kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung mit dem Ziel einer neuen Heiligung der gottesdienstlichen Musik, orientiert an der Reformation und der Musik des deutschen Hochbarock, unter Ausschluss subjektiver Romantizismen.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kam es zu einer großen Entfaltung der Kirchenmusik. Die Voraussetzung dafür war die Wiederherstellung eines hauptberuflichen Kantorenstands.

Ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts führte die Komplizierung der Kompositionsverfahren zu einem neuen Auseinandertreiben zwischen kirchenmusikalischer Moderne und gottesdienstlicher Gebrauchsmusik. Im Zuge der allgemeinen Entwicklung der Musik hielten Elemente aus der Popularmusik Einzug in die Kirchenmusik. Vor allem in den 1960er Jahren kam es zu zahlreichen Neuschaffungen von Kirchenliedern, von denen einige – wie das bekannte »Danke-Lied« – sofort immens populär wurden. (Quelle: Wikipedia)

Kirchenmusik ist heute ein eigenständiger Ausdruck des Glaubens und ein tragendes Element in unserem Gottesdienst. In ihren unterschiedlichen Stilformen bildet sie eine wichtige Brücke zwischen Glauben und Kultur.

Viele interessante Angebote, Termine und alles rund um Kirchenmusik bietet die Seite »Evangelische Kirchenmusik in Bayern« unter www.solideo.de.

-JB-