Der Apostelbrief

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Der Heilige Geist

Versuch einer Annäherung

Jedes Jahr feiern wir Christen im Frühsommer das Pfingstfest.

Wir hören die Geschichte der Apostel, welche durch den heiligen Geist befähigt werden, vielen Menschen aus verschiedensten Ländern der damaligen Welt Jesu Wirken zu predigen, jedem in seiner eigenen Landessprache.

Soweit , so gut, jedem Kirchgänger ist diese Erzählung vertraut. Dennoch ist das Pfingstfest in der Reihe der christlichen Feste im Laufe des Kirchenjahres das Sperrigste von allen:

Weihnachten feiern wir Jesu Geburt, Ostern seine Auferstehung, doch was genau passiert an Pfingsten und wie kann man sich eigentlich den heiligen Geist vorstellen?

Ganz allgemein betrachtet steht das Wort »Geist« in unserer Sprache u.a. auch für ein Bild, welches versucht, die Erfahrung zu beschreiben, dass das Leben eines Menschen aus mehr besteht als nur dem Berechenbaren, dem Machbaren und Messbarem. Es geschieht mehr, als bloße Worte oder Begrifflichkeiten aus der Wissenschaft beschreiben können. Wir sind von etwas »begeistert«, erleben »Sportsgeist«, empfinden etwas als »geistreich« oder sprechen vom »Geist der Freiheit« u.v.m.

In der Bibel ist an zahlreichen Stellen vom »heiligen Geist Gottes« die Rede, welcher der Ursprung und Träger allen Lebens ist. Auch hier soll etwas beschrieben werden, was nur schwer zu fassen ist. Das alte Testament benutzt z.T. drastische Bilder, um den heiligen Geist zu beschreiben, vor allem aus der Natur: er ist belebend wie der Hauch des Atems (Hiob 33, 4), kraftvoll wie ein Sturm (2. Mose 15, 8) oder verzehrend wie Feuer (PS. 18, 8-16).

Pfingsten – das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet »50. Tag«, gemeint war der 50. Tag nach dem Passsahfest, bzw. für uns Christen nach Ostern. An diesem Tag geschah etwas, was nach dem Bericht der Bibel die Anhänger/innen Jesu zur Kirche machte. Durch den mitreißenden Geist Gottes waren sie fähig, eine gemeinsame Erfahrung zu machen – und dies geschieht bis heute: Gott schenkt dem Menschen den Geist und dieser wirkt den Glauben. Er verbindet auch durch Taufe, Abendmahl, Verkündigung und Gebet über alle Zeiten hinweg Menschen zu einer Gemeinschaft, der Kirche.

Er ist die Kraft die von Gott kommt und gehört so wesentlich zu Gott, dass wir beten: Ich glaube an Gott, den Vater,den Sohn und den heiligen Geist... In Glaubenbekenntnissen schon der alten Kirche wird er als dritte Person neben Vater und Sohn verstanden, er kann also angesprochen werden im Gebet. Dies wird auch deutlich in verschiedenen. Darstellungen der Kunst: als Taube, als Feuerzunge, als Wasserstrom, aber auch als Person neben Gott und Jesus, ja in manchen Kirchen – z.B. der Kirche von Urschalling in Bayern – ist er sogar als Frau zu sehen. Der heilige Geist ist also das Geschenk Gottes, das uns zu glauben befähigt und uns völlig verschiedene Menschen mit unseren unterschiedlichen Fähigkeiten miteinander verbindet.

Ein gesegnetes Pfingstfest!

-SR-

Verwendete Literatur: Evangelischer Gemeinde- und Evangelischer Erwachsenenkatechismus, Gütersloh 1979 bzw. 2000

Apostelkirche
Von Kindergottesdienstmitarbeitern vor Jahren gestaltetes Fensterbild zum Thema „Pfingsten“ in der Apostelkirche.