Der Apostelbrief

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Bibellesepläne

Die Bibel mit System entdecken
Bibellesepläne

Die Bibel ist Ihnen zu dick, zu anspruchsvoll, ohne Anfang und Ende? Da stehen Sie nicht alleine da! Viele haben begonnen, im Buch der Bücher zu lesen, haben es aber irgendwann entnervt weggelegt.

Viel leichter zu verdauen sind da schon die Häppchen Bibel, die der Pfarrer Sonntags im Gottesdienst vorkaut und mit lebhaften Bildern ausschmückt. Dabei ist die Bibel gar kein Sonntagsbuch und keine Lektüre für leichtes Konsumieren. Sie sollte trotzdem ganz selbstverständlich zum täglichen Leben gehören. Wie aber schafft man den Einstieg?

Planvoll
Wer regelmäßig in der Bibel lesen will, findet vielleicht Motivation mit einem Bibelleseplan. Für jeden Tag wird ein bestimmter Bibelabschnitt vorgeschlagen, der mal länger, mal kürzer ausfällt. Die Leseeinheiten sind aus den biblischen Büchern zusammengestellt. Man wird systematisch durch die Bibel geführt und lernt nach und nach die wichtigsten Themen kennen.

Dabei gibt es aber nicht den Bibelleseplan. Die Macher orientieren sich am Zeitbudget der Leser oder an individuellen Vorlieben und machen es so jedem möglich, den manchmal nicht ganz leichten Stoff zu verdauen. Üblicherweise sind die Pläne so aufgebaut, dass sie den Leser in vier Jahren durch das Neue und in acht Jahren durch das Alte Testament führen.

Traditionsreich
Bibellesepläne sind keine taufrische Erfindung. Nach geschichtlichen Quellen wollte ein Landpfarrer Mitte des 19. Jahrhunderts seine Konfirmanden zur täglichen Bibellese motivieren. Dazu teilte er die Bibel in kurze Abschnitte auf und ordnete jedem Tag des Kalenders einen Abschnitt zu.

1898 gab dann der damalige Reichsverband Evangelischer Jungmännerbünde den Plan das erste Mal heraus. 1929 schlossen sich evangelische Jugendverbände, die Frauenhilfe und Ausbildungsstätten der Diakonen- und Diakonissenhäuser zum sogenannten Textplanausschuss zusammen und erarbeiteten Vorschläge.

Nachdem 1969 auch das Katholische Bibelwerk Stuttgart und die Bibelpastorale Arbeitsstelle der Berliner Ordinarienkonferenz der damaligen DDR dem Ausschuss beigetreten waren, wurde er ein Jahr später in »Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen«, kurz ÖAB, umbenannt. Die ÖAB legt noch heute die Jahreslosungen und Monatssprüche fest und bietet Bibellesepläne an.

Einfach und komplex
Um Sinnzusammenhänge zu erfassen, reicht es meist nicht aus, ein paar einzelne Verse zu lesen. Wer einen Vers aus einem Text herauslöst, kann nicht mehr die eigentliche Botschaft verstehen. Trotzdem: Die Bibel ist kein Roman und kein Märchenbuch und muss nicht in einem Rutsch gelesen werden.

Mit einem Bibelleseplan wird der Einstieg in die Bibel deutlich erleichtert. Das Lesen wird einem zwar nicht abgenommen, aber der Plan sucht interessante Themen heraus und gibt vorab ein Ziel vor, was in einem überschaubaren Zeitraum auch erreicht werden kann.

Ein guter Bibelleseplan zeichnet sich auch dadurch aus, dass er Abwechslung bietet. Es geht nicht stur voran, sondern hin und her, ohne aber chaotisch zu sein. Ein systematisches Abarbeiten bringt zudem den Vorteil, einzelne Passagen nicht immer wieder lesen zu müssen.

Wie viel man täglich liest, hängt von einem selber ab und von seinen Zielen. Wer sich acht Jahre Zeit nimmt, um die Bibel kennen zu lernen, wird weit weniger lesen müssen und weit intensiver sich damit auseinander setzen können. Der Schnellleser dagegen behält vielleicht besser den Überblick oder kann eher »in die zweite Runde starten«.

Umfeld klären
Ein Plan alleine macht jedoch noch keinen Bibelleser. Wer in das »Projekt« einsteigt, sollte sich einen Freiraum – etwa morgens – schaffen, an dem er sich besinnen, lesen, nachdenken und beten kann. Muss mal ein Lesetermin entfallen, so ist das nicht schlimm, er sollte aber möglichst bald nachgeholt werden.

Der Einstieg in den Leseplan ist jederzeit möglich. Das Internet bietet – etwa bei der ÖAB unter oeab.de – viele Lesepläne an. Und wer nicht ohne kann: Bibellesepläne gibt es auch im Appstore direkt aufs Smartphone...

-jb-