Der Apostelbrief

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Mit Geldanlagen christliche Verantwortung übernehmen

Der Arbeitskreis kirchliche Investments des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands und die Deutsche Bischofskonferenz haben in diesem Jahr ihren Beschluss erneuert, ethisch nachhaltige Geldanlagen zu befürworten und mit Geldanlagen christliche Verantwortung wahrzunehmen. Das bedeutet, dass das Anlageverhalten der Kirchen sich nicht nur an ökonomischen Kriterien, sondern insbesondere auch an ethischen, moralischen und nachhaltigen Kriterien ausrichten soll. Eine Auseinandersetzung mit den Wirkungen der Geldanlage auf Umwelt, Mitwelt und Nachwelt sei unverzichtbar.

In der Auslegung zum 7. Gebot führt Martin Luther aus: »Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseres Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten«. Auch das Handeln mit Geldanlagen soll nicht im Widerspruch, sondern im Einklang mit Gottes Geboten und unserem kirchlichen Auftrag stattfinden. Der kirchliche Auftrag besteht in der Verkündigung des Evangeliums, im diakonischen Handeln und Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Zum evangelischen Christsein gehört dabei auch die Freiheit der Entscheidungen in Verantwortung vor Gott und den Menschen.

Verantwortlicher Umgang mit dem eigenen und dem anvertrauten Geld bedeutet für den Christen, sich nicht nur ökonomisch zielgerichtet unter der Beachtung der drei Kriterien Sicherheit, Liquidität und Rendite sondern sich zugleich und insbesondere mit der Wirkung der Geldanlage auf andere auseinanderzusetzen und weitere Kriterien wie Ethik und Nachhaltigkeit hinzuzufügen. Daher sollen Geldanlagen unter Berücksichtigung der christlichen Werte zugleich sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht erfolgen. Unter »sozialverträglich« wird die Anerkennung der Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen, unter »ökologisch« die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und unter »generationengerecht« die Verantwortung für das Zusammenleben der jetzigen Generation in Frieden und Gerechtigkeit und deren Erhalt für die kommenden Generationen verstanden. Bei Beachtung dieser Kriterien für die Vermögensanlage spricht die Evangelische Kirche Deutschlands von ethisch nachhaltigen Geldanlagen.

Gemäß des aktuellen Eintrages bei Wikipedia (www.wikipedia.org) lassen sich verschiedene Arten des ethischen Investments und ihrer Wirkungen unterscheiden:

Für die Fördersparmöglichkeiten bei alternativen Banken sollen beispielhaft nur einige Institute genannt werden. Die Bank für Kirche und Diakonie eG setzt als evangelische Landesbank einen Nachhaltigkeitsfilter ein, der sich an den Zielen des konziliaren Prozesses (Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung) orientiert. So profitieren alle Kunden, die bei dieser Bank Geld angelegt haben, automatisch von diesem Nachhaltigkeitsfilter. Die Umweltbank in Nürnberg vergibt Kredite ausschließlich an ökologische und nachhaltige Projekte im Bau- und Sanierungsbereich.

Die Ethikbank in Eisenberg folgt bei ihren Geldanlagen strengen Anlagekriterien, die verbindlich und transparent sind. Neben einer Liste von Positivkriterien (Umweltpolitik, Weiterbildung, Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen) veröffentlicht sie eine Negativliste, die Anlagen für z.B. Militärwaffen, Atomkraftwerke und Kinderarbeit beinhaltet. Die Steyler Bank in Sankt Augustin investiert ihre Gelder ebenso nach ethischen Kriterien, wobei die Gewinne ausschließlich für die Hilfsprojekte der Steyler Missionare verwendet werden.

Yunus

Mit dem Thema Mikrofinanz befasst sich die ökumenische Entwicklungs­genossenschaft Oikocredit, eine genossenschaftliche Finanzierungseinrichtung, die ihre Anlagegelder überwiegend an Unternehmen und Genossenschaften in armen Ländern vermittelt, wobei derzeit etwa 2/3 an Mikrofinanzinstitutionen als faire Kredite bereitgestellt werden. Diese Mikrokredite in Höhe von zehn bis einigen hundert Euro gelten als sehr effiziente Strategie zur Armutsbekämpfung. Anleger können bereits ab einem Betrag in Höhe von 200 Euro Genossenschaftsanteile kaufen, wobei derzeit jährlich eine Rendite von maximal zwei Prozent ausgezahlt wird. Im Jahr 2006 hat die Grameen Bank in Bangladesh zusammen mit ihrem Gründer Muhammad Yunus (Abbildung) den Friedensnobelpreis für die Förderung wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung von unten erhalten. Einschränkend ist aktuell anzumerken, dass die Gefahr der Überschuldung wächst. In vielen Ländern fehlen derzeit noch Kontrollsysteme um zu viele Kredite aufzunehmen, die in Folge nicht mehr abgezahlt werden können.

Mit einer weiteren ethischen Anlageform als Direktinvestitionen in Form von Direktkrediten werden nicht börsennotierte Unternehmen unterstützt, die sich zum Beispiel mit erneuerbaren Energien befassen. Sogenannte ethische und nachhaltige Investmentfonds sind dagegen eher umstritten, da diese zwar eine Positivauswahl ethischer Aspekte orientieren, sich jedoch häufig eng am konventionellen Kapitalmarkt orientieren. So legt die bayerische Landeskirche ihr Geld u.a. in einem Nachhaltigkeitsfond an, der neben Ökoinvestments auch Chemiefirmen, Energiekonzerne und Unternehmen für Konsumgüter enthält.

Weitere Informationen lassen sich der Internetseite www.ethische-geld-anlage.de entnehmen, die sich umfassend mit dem Thema befasst und dazu anregt, über seine eigenen Geldanlagen und insbesondere deren Auswirkung auf Umwelt, Mitwelt und Nachwelt nachzudenken, um christliche Verantwortung zu übernehmen.

HS