Buchvorstellung

Gerda Ritter: Gerbrunn/Landkreis Würzburg

Als einer, der 10 Jahre lang als Pfarrer in Gerbrunn tätig war (von 1.Advent 1965 bis 1.Advent 1975) habe ich natürlich mit großem Interesse das Buch »Gerbrunn« von Gerda Ritter gelesen und den Bildteil durchgeblättert.

Viele Erinnerungen sind dabei aufgetaucht, weil ich damals zwischen Gerbrunn, Universitätsneubauten und Sieboldshöhe gependelt bin, und ich staune darüber, mit welcher Akribie und welchem Fleiß Gerda Ritter die Dokumente zusammengetragen hat.

Für mich selbst, der fast alle Bürger in den damals neu gebauten Hochhäusern und im Altkern kannte, war das Blättern bei den Fotos voller Erinnerungen: dort in dem Apartment eine großartige alte Dame, die so viel Gutes in ihrem Leben bewirkt hatte, hier in dem Haus eine Familie mit einem schwer behinderten Kind, für das wir sorgen wollten; dort ein Mann, der mitten in seiner Schaffenskraft an Krebs erkrankt ist; da einer, der sich für Lebensmittel hungriger Menschen in Afrika eingesetzt hat....

Ich halte es aber auch für wichtig für Neubürger, dass sie ihren Ort, in dem sie wohnen, kennen. Denn Menschlichkeit, gegenseitige Rücksichtnahme, Engagement für solche, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist nur möglich, wenn man mehr kennt als nur sich selbst und seine unmittelbare Umgebung.

Ich wünsche, dass das Buch in jedes Haus und jede Wohnung in Gerbrunn kommt, damit man über den »Tellerrand« seiner eigenen Wohnung hinausschaut. Es wäre ein gutes Weihnachtsgeschenk für Freunde und Nachbarn.

Pfarrer Werner Schindelin