Der Apostelbrief

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Krisenupdate

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Auf den Prospekten der Finanzberater sieht man sie unweigerlich: »Best-Ager«. Das sind Menschen mit sonnengebräunter Haut und silbergrauen Haaren, offensichtlich gesund und gut gelaunt – und vor allem »finanziell unabhängig«. Das Prinzip scheint simpel: spare zur Zeit, dann hast Du in der Not, oder wenn du mit 55 deinem Chef den Bettel hinschmeißt und nur noch zwischen Davos und der Karibik pendelst. Und das Beste: man muss nur die Hälfte des Geldes selber aufbringen. Den Rest besorgen Zins und Zinseszins.

Das hat die letzten Jahrzehnte ganz gut funktioniert, vor allem in Ländern, in denen Sozialversicherung ein Fremdwort ist und für Menschen, die es sich leisten konnten, monatlich etwas auf die hohe Kante zu legen. Aber jetzt, im Angesicht von Banken- und Eurokrise kommt so mancher ins Grübeln. Sind meine griechischen Staatsanleihen wirklich so sicher, wie mir der freundliche Herr von der Bank versichert hat? Was ist im Fall einer großen Inflation? Ist dann meine ganze Altersvorsorge gefährdet? Soll ich Gold kaufen oder Immobilien?

Die Ereignisse der letzten Wochen und Monate führen uns vor allem eins vor Augen: die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Was die letzten vierzig Jahre gut war, muss nicht automatisch in zwanzig Jahren auch noch gut sein.

Ein gewisser Vorausblick und Vorsorge für Krankheit und Alter sind in jedem Fall vernünftig und geboten. Was dabei aber nie vergessen werden sollte – eine Garantie dafür, dass alles so kommt, wie geplant, gibt es nicht.

In der Bergpredigt gibt Jesus seinen Jüngern Hinweise darauf, wie man mit materiellen Gütern umgehen soll: »Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.« (Mt. 6, 19-21)

Das ist sicher nicht als allgemeiner Aufruf zur Mittellosigkeit gemeint. Es geht darum, wo unser Herz ist. Besitzen wir die Dinge oder besitzen die Dinge uns?

Die aktuellen Krisen können einem Angst machen. Aber, und hier wiederhole mich gerne: wenn für die Welt »Matthäi am letzten« ist, ist der im Vorteil, der weiß, was dort steht. Da sagt der auferstandene Christus zu seinen Jüngern: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.« (Mt. 28,18)

-pv-