Der Apostelbrief

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Ora et labora

Die Frömmigkeit der Klöster und Kommunitäten
Kloster
Kreuzgang der St.-Michaels-Kirche, Schwanberg

Hierzulande gibt es 3500 Klöster. – In unserem Alltag nehmen wir sie aber nur noch selten wahr. Dabei haben sie einen starken Einfluss auf unseren Glauben und können uns helfen, wieder stärker zum Glauben zu finden.

Ihren Ursprung haben Klöster im Eremitentum. Das Wort Mönch leitet sich vom griechischen Wort monachós, dem Einsiedler ab. Die Lebensform und Organisation in Klöstern startet im Orient des 3. Jahrhunderts. Ursprünglich noch vollständig voneinander isoliert, begannen Mönche lose Kolonien zu bilden. Meist gab es in solchen Lebensgemeinschaften bereits einen erfahrenen Mönch, der als geistige und alltägliche Autoritätsperson anerkannt wurde.

Die Gestaltung des Klosterwesens in Europa wurde von Benedikt von Nursia (500 n. Chr.) geprägt. Die von ihm geschaffenen Ordensregeln verpfichteten zu lebenslänglichem Aufenthalt im Kloster und zu dem dreifachen Gelübde der persönlichen Armut, der Keuschheit und des unbedingten Gehorsams. Diese Verbindung zwischen Besinnung und Arbeit (Ora et labora) bildete die Basis vieler folgender Gemeinschaften.

Wer in einem Kloster lebt, richtet sein ganzes Leben auf Gott und die Suche nach seinem inneren Selbst aus. Die Klöster verfolgen das Ziel ganzheitlicher und harmonischer Erkenntnis und Entwicklung des Einzelnen. Es geht um die Entfaltung sämtlicher Aspekte des Menschseins – der Seele, des Instinktes und des Gefühls.

Klostertourismus boomt

Heute erfreuen sich Klosteraufenthalte mit begrenzter Dauer steigendem Interesse. Sie kommen dem Bedürfnis nach Spiritualität entgegen. Die »Kommunität« als evangelische Gemeinschaft lässt sich hier intensiv spüren. Seelsorge und Segnungsangebote, Vorträge und Möglichkeiten zum persönlichen Kennenlernen können den Dienst der Ortsgemeinden ergänzen.

»Kloster auf Zeit« – viele Einrichtungen bieten die Möglichkeit, für einige Tage oder auch Wochen die Atmosphäre der klösterlichen Gemeinschaft zu erleben. Geboten wird die Teilnahme an Gottesdiensten, Stundengebeten und Bibelgesprächen in der Kommunität.

Regional machen einige Klöster und Ordensgemeinschaften Angebote zur Besinnung und zum Ruhe finden: Die Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg lädt ein zu Stundengebeten, Gottesdiensten und offenen geistlichen Programmen, wie zum Beispiel meditatives Malen, Meditationsabende und Bibelgespräche.

»Kloster auf Zeit« ist auch ein Angebot der Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach. Ein Kurs im klassischen Sinne wendet sich an junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die eine Woche oder ein paar Tage lang das Klosterleben näher kennen lernen und mit den Mönchen zusammen leben, beten und arbeiten möchten.

Außerdem besteht die Möglichkeit, im Gästehaus des Klosters zu übernachten. Männer und Frauen jeden Alters können das Angebot annehmen, mit den Mönchen zu beten und halbtags zu arbeiten. Sie haben jedoch keinen Zutritt zur Klausur, dem Innenbereich des Klosters. Eine Zeit im Kloster kann jeder verbringen, der individuell eine kleine Auszeit nehmen will oder an einem der vielen spirituellen Kurse teilnehmen will.

Mehr Informationen zum Aufenthalt im Kloster und eine Liste der Klöster bietet die Website www.spiritueller-tourismus.de.

-JB-