Der Apostelbrief

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Die Losungen

Wer kennt sie nicht? Kaum ein Gottesdienst, eine Andacht, eine Konfirmandenstunde, ein Gesprächskreis oder ... vergeht, ohne dass die Losung gelesen, diskutiert oder interpretiert wird. In zahlreichen Familien beginnt jeder Tag mit ihr.

Sie besteht aus einem alttestamentlichen Spruch für jeden Tag des Jahres. Diesem Losungsvers ist ein Wort aus dem Neuen Testament zugeordnet. Beide Bibelworte, Losung und Lehrtext, werden mit einem Liedvers oder einem Gebet des jeweiligen Kulturkreises ergänzt: Für Sonntage und kirchliche Festtage sind außerdem der jährlich wiederkehrende Wochenspruch, der Wochenpsalm und der Predigttext angegeben. Da eine Auslegung der Texte fehlt, sind diese Texte eine konkrete Anregung und Hilfestellung zum Lesen der Bibel und zu Gesprächen über unseren christlichen Glauben.

Ich erinnere mich gern an die Treffen der Jungen Gemeinde oder der evangelischen Studentengemeinde. Sie begannen gewöhnlich mit einer Andacht, in der die Losung gelesen wurde. Oft entspann sich daraus ein interessantes Gespräch über den Text selbst. Manchmal wurde Bezug zur heutigen Zeit bzw. Tagespolitik genommen oder wir lasen gemeinsam den Bibeltext, aus dem die Losungsworte herausgelöst waren. Am spannendsten waren natürlich die Losungen, für die ich selbst die Andacht vorbereitet hatte.

Das alltägliche Leben – Beruf, Schule und Familie geben mir oft keine Zeit und Muße für die Losungen, erst recht nicht für Interpretationsversuche und Diskussionen im Kreise von Freunden oder der Familie. Insofern ist es sehr gut, dass zum Beispiel die Jahreslosung zu Beginn dieses Jahres in einem Gottesdienst von Frau Konrad als Kanon gesungen wurde und dass mir immer mal wieder eine Losung unter die Augen oder zu Ohren kommt.Ich habe die große Hoffnung, dass es uns gelingen wird, unsere Kinder für die Losungen zu sensibilisieren und damit ihr Interesse am Bibellesen sowie am Diskutieren (mit uns?!) über die Losungstexte zu wecken und zu festigen.

Wieso gibt es die Losungen überhaupt? Welche Geschichte haben sie?

Die Erfolgsgeschichte der Losungen begann am 3. Mai 1728. An diesem Tag rief Graf von Zinsendorf, der Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine (Lausitz) seinen Gemeindemitgliedern eine Parole für den kommenden Tag zu und forderte sie auf, von Haus zu Haus zu gehen und den Spruch unter allen Gemeindemitgliedern zu verbreiten. Fortan entwickelte sich der tägliche Austausch der Losungen für den folgenden Tag, die Herrnhuter Bürger kamen ins Gespräch über Bibelstellen und Liedverse. Nach 4 Jahren, 1731 erschien das erste Losungs-Buch. Für jeden Tag gab Zinsendorf als Losung entweder ein Bibelwort und dazu einen Gebetsvers oder einen Vers als Losungswort und dazu mehrere Bibelstellen an.

Bis heute erscheinen die Losungs-Bücher ununterbrochen, mittlerweile in etwa 50 Sprachen.

Auch das Internet haben sie erobert. Wer will, kann sich die Losung täglich als E-Mail senden lassen oder sie über diverse Programme, Bildschirmhintergründe, Kalender, etc. tagesaktuell generieren. So verbinden die Losungen die Christen über alle politischen und theologischen Grenzen hinweg zu einer großen Gemeinschaft von Menschen, die Gottes Wort lesen, hören, hinterfragen und sich Gottes Rat holen.

Wer entscheidet, welche Bibelworte in das Losungsbuch aufgenommen werden?

Etwa 3 Jahre im Voraus werden aus einer 1829 umfassenden Sammlung die Tageslosungen traditionell von den Mitgliedern der Herrnhuter Brüdergemeine gezogen. Dieses Losungsziehen geschieht traditionell jeweils einmal im Jahr um den 3. Mai. Etwa alle zehn Jahre wird das verwendete Losungsspruchgut von einem berufenen Fachausschuss überarbeitet. Unter theologischen als auch unter sprachlichen Gesichtspunkten werden einzelne Verse aussortiert und andere neu einbezogen. Das derzeitige Spruchgut wird seit dem Jahrgang 2003 verwendet.

-UG- (Quelle: http://www.losungen.de)

Sie finden jeden Tag die aktuelle Tageslosung auch hier auf der Titelseite von www.apostelkirche-gerbrunn.de !