Der Apostelbrief

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Kirchweihfest 2009

Ein Rückblick

Kirchweihfest

»Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus«, so begrüßte Pfarrer Johannes Riedel alle Gemeindemitglieder zum traditionellen Kirchweihfest. Das Bibelzitat von Paulus leitete in das Motto der diesjährigen Feierlichkeiten ein: »Arm und Reich – Was können wir tun für mehr Gerechtigkeit«.

Kirchweihfest

Schon der Familiengottesdienst gab viele Denkanstöße: Das Beispiel des Schülers Fabian, der, als Verlierer abgestempelt, sich als Einziger beim Schulkonzert traut, die Solostimme zu singen. Alle applaudieren und er kann sich endlich als Sieger fühlen. Die Fragen: Warum können gerade die kleinen, schwachen »Davids« der Gesellschaft, den »Goliaths« die Stirn bieten? Wie kann es sein, das Fairer Handel und GEPA so große Wirkung haben? Warum kann Herr Ackermann von der Deutschen Bank mitten in der Finanzkrise entgegen aller Mahnungen zum Umdenken schon wieder 25 Prozent Renditeziel verkünden? Ist das nicht »Götzendienst«, wie der Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, ihm vorwarf?

»Es darf nicht ein paar Gewinner geben und dafür Millionen von Verlierern«, beschwor Pfarrer Riedel die Gemeinde und rief auf, den Tag als eine Plattform zu nutzen: Zum Gedankenaustausch und zum Gespräch und für jeden zur Prüfung, wie viel Gerechtigkeit er schafft und wie viel Hilfe er geben kann.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, Spielstraße und Kindervorführungen wurde am Nachmittag noch einmal das Thema als Podiumsdiskussion aufgegriffen.

»Arbeitslosigkeit ist kein individuelles Problem, sondern ein Problem der Gesellschaft. Der Selektionsprozess kann jeden treffen«, ermahnte Hartfried Groksch, Geschäftsführer der Brauchbar gGmbH, die Zuhörer.

Stefan Wolfshörndl, Bürgermeister der Gemeinde und Vorstandsvorsitzender der AWO Unterfranken, erklärte, was Gerbrunn gegen Armut tut: »Wir versuchen, Arbeitslosigkeit in der Jugend zu verhindern. Schulabgänger aus unserer Hauptschule bringen wir in Ausbildung und fördern finanziell schlechter gestellte Schüler. So stellen wir Bildungsgerechtigkeit sicher.«

Michael Apel vom gleichnamigen Metall verarbeitenden Betrieb und größtem Arbeitgeber in Gerbrunn, verwies auf die beschränkten Möglichkeiten eines mittelständische Unternehmens: »Wir setzen bewusst keine Zeitarbeiter ein, vermeiden Fluktuation und wollen so unseren Beschäftigten Stabilität bieten.«

»Da wir nicht tarifgebunden sind, erlauben wir uns den Luxus, Mitarbeitern mit Kindern auch mal mehr zu zahlen als Singles«, sagt Groksch von Brauchbar, die in neun Niederlassungen mittlerweile 250 Mitarbeiter beschäftigen. »Dabei kombinieren wir Umweltschutz, ein gutes Gewissen bei den Leuten, die uns Sachen zur Verwertung anbieten und einen Lichtblick für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt chancenlos sind.«

Kirchweihfest

Das abschließende Credo aller Beteiligten war einhellig: Die innere Einstellung jedes Menschen muss sich verändern. Regeln von oben nützen dabei nichts. Jeder kann sein Verhalten überprüfen, Gerechtigkeit schaffen und im Kleinen helfen – damit Armut in unserer Gesellschaft bekämpft werden und mehr Gerechtigkeit erreicht werden kann.

-JB-

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