Der Apostelbrief

Oktober - November 2008
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Sonne aufs Dach

Die Apostelgemeinde plant die Installation einer Solaranlage auf dem Dach der Kirche. Die Vorbereitungen schreiten voran, das Projekt hat bereits den Segen des Kirchvorstandes. Der Apostelbrief sprach mit dem Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Thomas Plauk, über Nutzen, Kosten und noch bestehende Hürden.

Herr Plauk, woher stammt die Idee für eine Photovoltaikanlage?

Unser Kirchendach ist mit seiner Ausrichtung und Neigung für die Montage einer PV-Anlage optimal geeignet. Dies ist mir schon vor vielen Jahren bewusst geworden. Ich habe seitdem davon geträumt, dass unsere Kirche auf dem Dach ein weithin sichtbares Zeichen für die »Bewahrung unserer Schöpfung« trägt und damit ein Vorbild für andere ist. Im jetzigen KV haben wir dieses Themanun aufgegriffen und über Möglichkeiten zur Umsetzung dieses »Traumes« beraten.

Wie hoch sind die Kosten?

Dass die Montage einer PV-Anlage je nach Größe der Anlage mit erheblichen Kosten verbunden ist, war uns natürlich klar. So haben wir zwar erste Erkundigungen im Laufe des letzten Jahres eingeholt. Die Kosten von 40 bis 140 Tausend Euro schienen uns jedoch ein schier unüberwindliches Hindernis.

Erst als wir verschiedene Angebote eingeholt hatten und uns dabei die Wirtschaftlichkeit und Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt wurden, haben wir plötzlich erfahren, dass selbst ohne eigenes Kapital eine Finanzierung möglich ist. Was uns jedoch komplett überrascht hat, war die Tatsache, dass nur mit einer möglichst großen Anlage wirklich Gewinne erzielt werden können. Daher haben wir uns nun für eine 30 kWp-Anlage entschieden, die die Dachfäche weitgehend ausnutzt.

Wann amortisiert sich die Anlage?

Bei der Nutzung geht es nicht darum, den Solarstrom für die eigene Gemeinde zu erzeugen. Der gesamte erzeugte Strom wird gegen ein entsprechendes Einspeiseentgelt – 0,4675 Euro/kWh gesetzlich auf 20 Jahre festgeschrieben – ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Bei einer Finanzierung ohne Eigenkapital ist diese Anlage nach etwa 13 Jahren abbezahlt. Wir können von der Gesamtkirchenverwaltung einen Teil des Geldes als zinsloses und einen zweiten Teil als zinsgünstiges Darlehen erhalten. Wenn von unserer Gemeinde der Rest, ebenfalls aus Eigenkapital, beigesteuert wird, kann auf eine Finanzierung über Bankdarlehen komplett verzichtet werden. Damit ist eine Amortisierung schon erheblich früher möglich.

Gibt es Erfahrungen aus anderen Gemeinden?

Bundesweit gibt es schon eine Vielzahl von Kirchendächern mit Solaranlagen. Im Dekanat Würzburg kenne ich derzeit zwei evangelische Kirchen mit Photovoltaikanlagen (Thomas- und Philippuskirche). Die erste Anlage im Dekanat wurde beim Neubau der Philippuskirche in Eisingen (Okt. 1998) aufgebaut. Diese Anlage haben wir uns im Rahmen eines Einkehrtages im Juli angeschaut. Die Erfahrungen aus neun Jahren Betrieb sind durchweg positiv, obwohl die Aufstellung der Module nicht optimal möglich war und es sich um eine recht kleine Anlage handelt.

Unser Kirchenvorstand hat dem Projekt zugestimmt. Welche Hürden sind noch zu nehmen?

Zum einen muss der Architekt der Kirche, Hr. Grellmann, zu diesem Projekt befragt werden. Zum anderen muss die Gesamtkirchenverwaltung die Zuteilung der Gelder und die Baumaßnahme genehmigen. Entsprechende Anfragen wurden von uns veranlasst. Wir warten derzeit noch auf die Rückantworten. Eine Genehmigung durch die Gemeinde Gerbrunn ist nicht erforderlich.

Wie geht es nach der Freigabe weiter? Wer installiert und wann wird eingeweiht?

Um eine Kürzung des Einspeiseentgeltes zu vermeiden, muss die Anlage noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Wir wollen die Anlage durch die Fa. Baywa installieren lassen, die kompetente regionale Fachfirmen für die verschiedenen Bereiche einsetzt (Dachdecker,Elektriker etc.). Bei der Auswahl der Solarmodule war uns wichtig, dass nicht unbedingt Billigprodukte aus Fernost verwendet werden, die zwar billiger als hier in Deutschland hergestellte Module sind, aber auch eine wesentlich schlechtere Energiebilanz bei der Herstellung aufweisen. Den aktuell erzeugten Solarstrom wollen wir – wenn möglich – mit einem Anzeigeelement für alle ständig sichtbar machen.

Als kleiner Nebeneffekt sollen die Module so montiert werden, dass eine Kreuzform durch die Zwischenräume entsteht.

Eine Einweihung ist derzeit noch nicht geplant. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir nach der Fertigstellung der PV-Anlage diesen für unsere Zukunft bedeutenden Schritt in unserer Gemeinde entsprechend würdigen und öffentlich machen werden.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Jörn Ballhaus