Der Apostelbrief

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»Miss Schaukasten«

Frau Mika Palm, ehemalige Leiterin der Gemeindebücherei in Gerbrunn und leidenschaftliche Bildhauerin, betreut seit sieben Jahren ein Aushängeschild der Apostelkirche – den Schaukasten. Dem Apostelbrief stand sie Rede und Antwort.

Frau Palm, wie wird man zur Gestalterin unseres »Schaufensters«?
Ich wurde angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mich in den Kirchenvorstand wählen zu lassen. Da ich kurz vor der Rente stand, war das eine Aufgabe, die mich reizte. Ich erklärte mich dann bereit, mich um die Gestaltung zu kümmern.

Wie viel Arbeit investieren Sie?
Der Schaukasten wird im Durchschnitt einmal im Monat komplett erneuert. Meine Devise in der Gestaltung: Abwechslung. Ich benutze unterschiedlichste Materialien, bastele, fertige Kollagen an. Ich habe sogar mal mit Fingerfarben den Schaukasten bemalt.

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Anfang des Jahres gibt es immer ein Treffen mit Pfarrer Riedel, an dem Themen und Termine festgelegt werden. Hinzu kommen aktuelle Entwicklungen wie eine Berichterstattung übers Hochwasser oder der G-8-Gipfel in Heiligendamm. Für mich muss der Schaukasten weltoffen sein – predigen muss der Pfarrer! Bei der Gestaltung habe ich alle Freiheiten. Trotzdem wird es von Jahr zu Jahr schwerer. Ostern, Pfingsten und Weihnachten sind jedes Jahr. Und nach einer guten Idee ist es nicht leicht, wieder etwa neues auf die Beine zu stellen.

Wie sind die Reaktionen auf Ihre Kreationen?
Bisher sehr positiv. Kritik wird meist nicht öffentlich ausgesprochen.

Die Kirche hat vor einigen Tagen einen neuen Schaukasten aufgestellt. Warum?
Der Alte war undicht – schon fünf Jahre lang. Dadurch waren Schimmel, beschlagene Scheiben und Eisblumen im Winter an der Tagesordnung. Der Schaukasten ist jedoch wichtig für die Öffentlichkeitsarbeit unserer Kirche und ein Aushängeschild. Ich habe lange nach einem passenden Neuen gesucht. Der Vorteil: Die Tiefe des Kastens erlaubt plastisches Gestalten.

Wie lange wird in Zeiten des Internets der Schaukasten noch überleben?
Internet wird im täglichen Leben überschätzt. Die Leute gehen ins benachbarte Einkaufszentrum und bleiben am Schaukasten stehen. Büchern wurde auch das baldige Ende prophezeit. Heute werde sie immer noch gekauft und gelesen.

Das Interviev führte Jörn Ballhaus

Schaukasten