Der Apostelbrief

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Werkzeuge

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Jeder Lehrling lernt im ersten Jahr, dass es wichtig ist, für jede Aufgabe das richtige Werkzeug zu verwenden. Man kann eine Schraube natürlich auch mit einem Hammer in einen Holzbalken treiben, aber das ist nicht unbedingt sinnvoll. Mit einem Schraubenzieher lassen sich die Vorteile einer Schraube einfach besser nutzen.

Aber auch für das Gehirn gibt es für unterschiedliche Anwendungen unterschiedliche »Werkzeuge«. Zum Beispiel den Werkzeugkasten der Naturwissenschaften, der so praktische Dinge wie Modelle, Theorien und Experimente enthält. Damit kann man mit erstaunlicher Präzision erklären, wie ein Apfel vom Baum fällt, wie die Planeten um die Sonne kreisen oder wie der elektrische Strom dem Radio Musik entlockt.

Andere Fragen kann man mit diesen Denkwerkzeugen überhaupt nicht beantworten: Welche Motivation hat der Apfel, sich vom Baum fallen zu lassen, welchen Sinn hat es, dass die Planeten um die Sonne kreisen oder warum gefällt mir die Musik im Radio?

Trotzdem ist das Vertrauen in »die Wissenschaft«, die uns schließlich Teflonpfanne und Farbfernseher gebracht hat, bei vielen Zeitgenossen so stark ausgeprägt, dass sie die auf ihrem eigenen Gebiet so erfolgreichen Prinzipien der Naturwissenschaft auch auf Bereiche anwenden, wo die eigentlich gar nichts verloren haben.

Wendet man beispielsweise das (naturwissenschaftliche) Denkmuster der Evolution, also das Prinzip, nach dem nur der Stärkste oder am besten Angepasste überleben kann, auf die Schlüsselfragen unserer Gesellschaft an, muss man natürlich zu dem Schluss kommen, dass ein Mensch nur so viel wert ist, wie er leisten kann. Kinder, Alte, Kranke und Behinderte kommen dann leicht unter die Räder.

Die Bibel lehrt uns, dass Gott uns glücklicherweise ganz anders sieht und weitaus »menschlicher« mit uns umgeht: »Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen« (Mt 12,20) heißt es da von Jesus. Und Jesus lädt nicht nur die Leistungsträger der Gesellschaft zu sich ein sondern auch und gerade die, die »mühselig und beladen« sind. Mit den Denkwerkzeugen der Bibel betrachtet wird jeder Mensch unendlich wertvoll. In anderen Menschen und in uns selbst erkennen wir dann Ebenbilder Gottes und keine »Kostenfaktoren« oder »Altlasten«.

Als Informationsquelle über Fallgesetze oder Kurzwellenempfänger ist die Bibel dagegen untauglich.

Wenn das einzige Werkzeug, das man hat, ein Hammer ist, wird man überall nur Nägel sehen. Wer dagegen beim Betrachten der Welt das jeweils richtige »Denkzeug« verwendet, sieht mehr. Von der Natur, den Menschen und von Gott.

-pv-