Der Apostelbrief

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Jetzt wird's ernst

Taufsprüche haben oft etwas Erhabenes. Große Worte werden da über dem Säugling gesprochen, der das Ereignis entweder verschläft oder das Wasser auf seinem Kopf mit ungnädigen Lauten quittiert.

Beispielsweise Josua 1,9: »Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. ... denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.« Oder, auch sehr beliebt, Jesaja 43,1: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.«

Fürchte dich nicht, sei getrost und unverzagt ... wie sieht es damit einige Jahrzehnte später aus? Unsere Gesellschaft gerät aus den Fugen, die gewohnten Strukturen und Sicherungen drohen zu versagen. Der Arbeitsplatz ist ständig in Gefahr und selbst die Pensionen der Beamten werden nicht mehr sein, was sie einmal waren. Im persönlichen Bereich werden wir immer wieder mit scheiternden oder gescheiterten Beziehungen konfrontiert und mit zunehmendem Alter macht sogar unser eigener Körper mit bis dato ungekannten Schwächen und Zipperlein auf sich aufmerksam. Wie auch immer man die Stimmung in unserem Land beschreiben würde: getrost und unverzagt käme darin wohl kaum vor.

Aber warum ist das auch unter Christen so schwer: Gott zuzutrauen, dass er wirklich in allem was wir tun bei uns ist. Warum geraten auch fromme Menschen in Panik, wenn sie an die Zukunft unseres Landes oder unserer ganzen Welt denken?

Ein Problem ist sicher, dass wir Gottes Beistand nur erfahren, wenn er wirklich nötig ist. Paulus beschreibt das als einen »Schatz«, den wir in »irdenen Gefäßen« haben, damit jederzeit klar ist, dass es Gott ist, der uns hilft und nicht wir selbst. Insofern hat man in Sachen Gottvertrauen umso größere Schwierigkeiten, je besser es einem bisher ergangen ist. Also Jammern auf hohem Niveau.

Die Holländerin Corrie ten Boom berichtet in ihrem Buch »Die Zuflucht« von einem Gespräch mit ihrem Vater. Als sie Angst hatte, ob Gott ihr die Kraft geben würde, das zu bestehen, was vor ihr lag, fragte der Vater, wann sie denn eine Zugfahrkarte kaufen würde. Die Antwort war natürlich »wenn ich mit dem Zug fahren will«. Fahrkarten kauft man nicht auf Vorrat. Und ebenso stattet Gott uns nicht auf Verdacht mit allen möglichen Fähigkeiten und Stärken aus. Gott kennt seine Pappenheimer und weiß, dass wir vor Einbildung platzen würden wenn es so wäre. Deshalb stattet uns Gott immer gerade mit dem aus, was wir brauchen.

Wenn für die Welt »Matthäi am Letzten« ist, ist der im Vorteil, der weiß, was dort geschrieben steht: »Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Matth. 28,20).

-pv-