Der Apostelbrief

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Denk mal

Wer einen bleibenden Eindruck hinterlassen will setzt sich ein Denkmal, oder raffinierter: lässt es sich setzen. Unzählige Standbilder, Büsten und Reliefs von gekrönten und ungekrönten Herrschern zieren die Hauptstädte dieser Welt. Die großen Söhne (und seltener Töchter) der Stadt in Bronze zu verewigen, gehört zum guten Ton unter Kommunen im In- und Ausland. Die bevorstehende Urlaubssaison erlaubt sicher, das eine oder andere Denkmal zu bestaunen.

Dass es Denkmäler gibt, hängt mit der Art zusammen, wie unser Gehirn funktioniert: ein einziger Reiz, eine Farbe, ein Geräusch oder ein Geruch löst eine Kettenreaktion von Erinnerungen aus. Eine Farbe kann uns an ein Kleidungsstück erinnern, das eine bestimmte Person getragen hat. Und oft fallen uns bei dieser Gelegenheit Ereignisse ein, bei denen die Person das bewusste Kleidungsstück getragen hat.

Denkmäler sollen solche Anstöße zur Erinnerung geben. Dazu müssen die Personen oder Ereignisse, an die erinnert werden soll, gar nicht bildlich dargestellt sein - es funktioniert trotzdem.

Als das Volk Israel auf dem Weg ins gelobte Land den Jordan trockenen Fußes durchzogen hatte, hat Gott ihnen geboten, zwölf Steine aus der Mitte des Fluss-Bettes zu nehmen und beim Lager abzulegen. Wenn später die Kinder und Kindeskinder fragen würden, was das für Steine seien, sollten die Eltern und Großeltern ihnen davon erzählen, was das Volk Israel hier mit seinem Gott erlebt hatte.

Ein wichtiges Denkmal für Christen ist das Kreuz. Es begegnet uns in unzähligen Varianten, vom kleinen Kettenanhänger bis zum meterhohen Gipfelkreuz, vom schlichten Holzkreuz bis zum juwelenbesetzten Goldkreuz. Aber unabhängig von Größe und Material ist es immer wieder ein Anstoß, sich daran zu erinnern, was Jesus auf Golgatha für uns getan hat: unsere Schuld auf sich zu nehmen und uns so ein Leben in Gottes Gegenwart zu ermöglichen.

Das Kreuz am Arbeitsplatz oder im Hausflur, auf das unser Blick gelegentlich fällt, kann immer wieder die Erinnerung daran wachrufen: »Gott liebt dich. Du bist ihm wichtig. Er möchte, dass du mit ihm lebst. Dafür hat er keine Kosten und Mühen gescheut.«

Ein solches »Kleindenkmal« hilft zwar weder unmittelbar durch die nächste Besprechung mit dem Chef noch löst es das Problem des angebrannten Mittagessens, aber es kann uns helfen, die Dinge aus angemessener Perspektive zu betrachten.

-pv-