Der Apostelbrief

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Jahreslosung 2003:

Ein Mensch sieht was vor Augen ist;
der Herr aber sieht das Herz an.

(1. Sam. 16,7)

Voll durchschaut!

Erinnern Sie sich noch an Ihre letzte Prüfung oder Ihr letztes Vorstellungsgespräch? Man hat sich tage-, wochen-, vielleicht sogar monatelang vorbereitet. Jetzt gilt's. Da wird nichts dem Zufall überlassen: ein zweiter Wecker wird gestellt, die Kleidung wird sorgfältig ausgesucht, die Schuhe geputzt. Es ist schließlich der erste Eindruck,der zählt. Wie das Sprichwort sagt: »Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance«.

»Ein Mensch sieht was vor Augen ist« - es bleibt ihm auch gar nichts anderes übrig. Wenn wir einem Menschen begegnen, wissen wir zunächst nicht viel über ihn oder sie. Um aber trotzdem mit der neuen Bekanntschaft zurecht zu kommen und eine Vorstellung davon zu bekommen, wie wir diese Person behandeln sollen, wenden wir einen Trick an: wir ergänzen das, was wir wahrnehmen können mit Erfahrungen, die wir mit anderen Menschen gemacht haben.

Das nennt man dann Vorurteile, weil wir sie gefällt haben, bevor wir genug über die betreffende Person wussten, um vernünftig urteilen zu können. Und so haben wir einen Menschen innerhalb von Sekunden in unsere Schubladen einsortiert.

Was aber macht Gott anders als wir, wenn er einen Menschen ansieht? Er sieht das Herz an. Das Herz bezeichnet in der Bibel die Mitte eines Menschen, das zentrale Organ, durch das der ganze Mensch repräsentiert wird.

Wenn Gott »das Herz ansieht«, dann bedeutet das soviel wie: Er sieht durch die Hüllen hindurch, an denen unser Blick hängen bleibt. Deshalb ist Gott nicht auf Vorurteile angewiesen, weil er schon alles von uns weiß. Gott muss uns nicht in Schulbladen stecken, weil er uns schon kennt.

Gott kennt uns durch und durch: Das ist beruhigend und beunruhigend zugleich: Einerseits können wir zu ihm kommen, wie wir sind: ohne Maske und Theater.

Andererseits gibt es immer Bereiche in unserem Leben, in denen es uns nicht so recht ist, wenn Gott sich dort umschaut - dort wo wir Gottes Gebote übertreten und damit an ihm und unseren Mitmenschen schuldig werden.

Aber wir können unsere Schuld loswerden: Weil Gott an Weihnachten Mensch geworden ist, an Karfreitag für uns gestorben und am Ostermorgen von den Toten auferstanden ist, ist unsere Schuld beglichen. Einzige Bedingung: wir müssen das wollen - wir müssen unsere Schuld als solche erkennen und vor Gott bekennen.

Dann ist es nicht mehr peinlich, wenn Gott unser Herz ansieht, sondern nur noch schön.

-pv-