Der Apostelbrief

Oktober - November 2002
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Dem Volk aufs Maul sehen ...

Man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen aufs Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen, so verstehen sie es denn und merken, dass man deutsch mit ihnen redet.

MARTIN LUTHER,
Sendbrief vom Dolmetschen


Stichwort: Reformationstag

»Was ist denn das?« - so fragen jüngere Menschen. Die Zeiten, in denen Schulklassen zum Reformationsfest in die Kirche »abkommandiert« wurden, sind vorbei. Eigentlich ist der 31. Oktober der Gedenktag der Reformation. Doch der ist fast überall ein Arbeitstag. Also wird am ersten Novembersonntag der Reformation gedacht. Besonderes Brauchtum gibt es nicht - es sei denn, dass die »protestantische Nationalhymne« gesungen wird: »Ein feste Burg ist unser Gott«.
Natürlich gedenkt man Martin Luthers und seiner Verdienste um die Erneuerung der Kirche. Polemische Seitenhiebe auf die katholische Kirche dürften seltener geworden sein. Kirche ist »Dauerbaustelle«. Sie braucht ständige Erneuerung und Rückbesinnung. Ihre drei Grundsäulen werden darum ins Bewusstsein gebracht: Nur die Bibel, nur die Gnade, nur der Glaube!
Wenn es heute um Glaubwürdigkeit der Kirche geht, dann muss es auch um Ökumene gehen. Denn Trennungen machen sie unglaubwürdig. Um die Einheit, aber nicht um Uniformität, nicht um Zentralismus, sondern um Versöhnung der Verschiedenen geht es.

Heinz Gerlach