Der Apostelbrief

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Aller Anfang ist klein

Als Leonardo Da Vinci sich anschickte, die Mona Lisa zu malen, stand er vor einer leeren, weißen Leinwand. Und dann begann er mit leichten Strichen zu skizzieren, was in seinem Kopf vermutlich schon fertig war: eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Aber vorerst waren da nur ein paar Striche, denen man nicht ohne weiteres ansieht, was einmal daraus werden soll.

An Weihnachten werden wir, wie jedes Jahr, daran erinnert, dass vor etwas mehr als 2000 Jahren in einem kleinen Städtchen in einem fernen Land ein Kind unter denkbar elenden Umständen geboren wurde. Na und? Täglich werden Hunderttausende solcher Kinder geboren. Warum also den Kalender nach diesem Ereignis ausrichten und ein Fest feiern, dessen Namen man gar nicht mehr nennen muss: wenn einem jemand ein »frohes Fest« wünscht, ist vollkommen klar, dass er oder sie Weihnachten meint.

Entscheidend ist nicht, wie etwas anfängt, sondern was daraus wird. Dieses eine Kind war eben nicht wie viele andere: es war und ist der Sohn des lebendigen Gottes.

So unspektakulär die Geburt Jesu zunächst einmal war: sie markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Gottes mit den Menschen: nicht der Mensch muss etwas leisten, um von Gott angenommen zu sein, sondern Gott selbst macht sich auf, um die Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen zu suchen. Das Leistungsprinzip wird durch das Prinzip der grenzenlosen Liebe abgelöst.

Gott ist Mensch geworden und wir Normalsterblichen fragen uns: warum? Die Antwort bekommen wir am Karfreitag: Der Mensch gewordene Gott opfert sich selbst, um die Trennung zwischen sich und uns Menschen zu überwinden. Damit nimmt er dem Tod seine endgültige Macht und ermöglicht uns ein Leben ohne Ende, so, wie es ursprünglich von ihm gedacht war: bei ihm und mit ihm. Wenn das kein Grund zum feiern ist ...

Weihnachten - es kommt darauf an, was man daraus macht!

-pv-