Der Apostelbrief

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Zeig mir dein Zuhause - das ganz alltägliche Theater

Unter diesem Motto stand die diesjährige ökumenische Gemeindefreizeit. So machten auch wir uns auf, neugierig darauf, was sich hinter diesem Thema verbergen würde. Wir erreichten das wunderschön gelegene Haus der Dillinger Franziskanerinnen in Lohr am Freitagabend.

Freizeit

Nach einem gemeinsamen Abendessen versammelten sich alle Teilnehmer, 27 Erwachsene und 33 Kinder im großen Saal. Zunächst stellte sich der Referent Johannes Wohlfahrt kurz vor und dann ging es gleich in medias res: Erwachsene und Kinder begrüßten sich gegenseitig und dann begann das gemeinsame Spielen und Agieren. Besonderen Spaß machte es den Jüngeren auf einem imaginären Basar »heiße Ware« hinter dem Rücken von einem zum anderen zu schmuggeln, ohne von den »Polizisten« erwischt zu werden. Auch wenn der Trubel zeitenweise an einen Kindergeburtstag erinnerte, hatten alle ihren Spaß an diesem Abend.

Am nächsten Morgen wurden die Kinder in die Obhut ihrer BetreuerInnen übergeben: Die Erwachsenen durften den Tag unter Aufsicht von Johannes Wohlfahrt mit einigen Yoga- und Atemübungen beginnen. Danach gab es eine kurze Einführung in die Methode der Theaterpädagogik, mit der wir dieses Wochenende arbeiten sollten. Ursprünglich entstanden in Brasilien, als »Theater der Unterdrückten« bedienten sich ihrer diejenigen, welche ihre Benachteiligung nicht offen aussprechen durften. In abgewandelter Form können mit Hilfe dieser Art Theater zu machen auch hier in Europa Missstände bearbeitet werden.

Doch zunächst wurden wir, die wir ja nicht alle gerade Theaterprofis sind, langsam an das Theaterspielen heran geführt. So mussten immer zwei Personen gemeinsam eine bestimmte Situation als Standbild darstellen und die anderen dieses paarweise imitieren. Eine interessante Erfahrung war das Führen anderer Personen: man musste mit dem Gesicht stets der Handfläche des Partners folgen. Mit diesen und ähnlichen Übungen verging der Vormittag wie im Flug und gegen 12 Uhr 30 stürzten sich alle hungrig auf das gute Mittagessen. Danach war Zeit für Spaziergänge durch den herrlichen Laubwald, in dem es dieses Jahr von Maikäfern nur so wimmelte.

Gegen 15 Uhr wurde es dann ernst: nach einer erneuten Aufwärmphase war nun unsere Aufgabe, in Gruppen aufgeteilt, Dinge aus unserem Alltag darzustellen, die uns störten oder belasteten. Die Zuschauer konnten die fertigen Szenen anschauen und in einem zweiten Durchgang selbst in die Geschichte eingreifen, sehen ob sie Veränderungen bewirken könnten. Die Ergebnisse waren wirklich beeindruckend: da gab es eine Mutter die, begleitet von einem schlechten und einem guten Gewissen einen abendlichen Ausflug gegen alle Widerstände zu organisieren versuchte. Dann eine alte Dame, die im Bus von zwei Jugendlichen belästigt wurde oder eine Familie, die versuchte ihren pubertierenden Sohn (überzeugend in dieser Rolle Werner Schwierczek) dazu zu bewegen an einer Familienfeier teilzunehmen, oder den Chef, der unter der Einsamkeit in seiner Spitzenposition leidet. Alle Schauspieler waren mit Engagement bei der Sache. Es wurde nur bedauert, das der Zeitplan nicht mehr Raum zu tieferen Diskussionen der Problemfälle ließ.

Nach dem Abendessen fand der schon traditionelle bunte Abend statt. Zu einem großen Teil wurde das Programm von den Kindern bestritten, die sich mit Witzen, Quizfragen und Sketchen eifrig beteiligten. Aber auch Johannes Wohlfahrt oder das allseits beliebte Duo Angerer u. Stirnweiß heizten die Stimmung kräftig an. Wem das alles noch genug war, der konnte sich noch in der »Disco« austoben, bis in den späten Abend.

Der Sonntagvormittag begann mit der üblichen Feedback-Runde: alle waren mit dem Verlauf der Freizeit zufrieden, vor allem die gute Gemeinschaft in der Gruppe wurde lobend hervorgehoben. Vielen fehlte die allabendliche Andacht, einige hätten gerne mehr gesprochen als nur gespielt, aber insgesamt kann auch diese Freizeit als ein Erfolg bezeichnet werden. Ein Dank sei an dieser Stelle dem Vorbereitungsteam (Anja Angerer, Christine Endres, Volker Held, Cornelia Stark, Andrea Stiegler, Dorothea Strohm, Mechthild Schwierczek) aber auch den Kinderbetreuern (Lisa Breitenbach, Felix Breitenbach, Ivonne Grasser, Elke Kortmann, Veronika Angerer, Sebastian Angerer, Daniel Bock und Kathrin Molitor) ausgesprochen, bei denen die Kinder gut aufgehoben waren.

Den Abschluss der Freizeit bildete der Familiengottesdienst mit gemeinsamen Abendmahl.

Freizeit