Der Apostelbrief

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Ein Jeder kann kommen ...

so heißt eines unserer Lieblingslieder, und es ist wirklich ernst gemeint. Eine Einladung an alle, die gerne singen möchten. Wir sind eine Gruppe von ca. 12 Kindern und zwei Erwachsenen, treffen uns wöchentlich und üben sehr unterschiedliche Lieder ein. So ist für jeden etwas dabei. Und doch ist es nicht einfach, ein Lied schön zu singen, das man vielleicht gar nicht so mag. Aber dafür erwartet man dasselbe ja auch von den anderen.

Kinderchor

Unser Repertoire reicht von einfachen Kinderliedern, z. B. den »Mutter- und Koseliedern« von Friedrich Fröbel, die also schon ca. 150 Jahre alt sind, bis zu Hella Heizmann Liedern, die vielleicht gerade mal zehn Jahre alt sind. Dabei haben die alten Kinderlieder den Vorteil, daß sie über einen geringen Tonumfang verfügen und das »saubere« Singen fördern. Dagegen verleiten die neueren Lieder - auch wegen der vielen Halbtonschritte - die Kinder zum Hinüberziehen der Töne.

Aber auch Volkslieder gehören in unsere Sammlung und vor allem alte und neue Kirchenlieder. Schön sind auch die Taizé Gesänge, die ihre Wirkung eigentlich erst nach ca. 20 Durchgängen entfalten, wie man es in Taizé erleben kann. Meistens kommen wir gar nicht so weit zur Ruhe, daß wir es aushalten, solange dasselbe Lied zu singen und nach ca. sechs Wiederholungen erstirbt der Gesang.

Mehrstimmigkeit erreichen wir durch Kanonsingen, wodurch nicht nur das Singen, sondern auch das Hören geschult wird. - Das war für die Kinder anfangs eine recht ungewohnte Erkenntnis, daß man zum Singen auch die Ohren braucht. Aber schließlich geht es uns ja um das gemeinsame Singen und dazu ist es wichtig, auf den anderen zu hören.

Um unsere Stimmen zu »trainieren« singen wir uns am Anfang jeder Stunde ein. Außerdem gibt es Lockerungsübungen, die manchem vielleicht etwas komisch anmuten, aber das gehört dazu. Auch die Aussprache muß geübt werden, denn schließlich möchten wir, daß unsere Zuhörer uns verstehen.

Wann immer es geht, versuchen wir Instrumente einzubeziehen, was besonders gut im Verlauf eines Chortages, wie wir ihn ab und zu einmal durchführen, geht.

Es ist also in einem Chor kaum anders als in einem Fußballclub: damit es im Ernstfall klappt müssen einzelne Situationen durchgespielt (in unserem Fall durchgesungen ) werden.

Nachdem Susanne Riedel und ich vor nunmehr drei Jahren den Kinderchor spontan übernommen hatten, mußten wir uns überlegen, was wir eigentlich singen wollen. Mir war eigentlich sofort klar, daß ich mich nicht auf einen Musikstil festlegen lassen wollte. (Ich habe selbst einmal in einer Schulband mitgesungen, war aber andererseits viele Jahre in verschiedenen Kammerchören.). Ich möchte den Kindern sowohl altbekanntes nahebringen als auch neues ausprobieren. - So haben wir letztens mit dem Kindergarten ein Singspiel aufgeführt, dessen Komponist als Zuhörer zugegen war. Ich denke, das war für die Kinder eine besondere Erfahrung.

Mit unseren Liedern bereichern wir den Gottesdienst, für Alt und Jung eine schöne Abwechslung.

So können die Kinder erfahren, obwohl sie »die Kleinen in den Gemeinden« sind, daß auch sie wahrgenommen und etwas zum Gottesdienst beitragen können.- Viele Erwachsene finden Zugang zu ihrer Gemeinde über Mithilfe bei verschiedenen Anlässen. Durch das Mitsingen im Kinderchor können sich die Kinder engagieren.Ein Höhepunkt war sicher das »offene Singen« am Gemeindefest, ein lockeres Miteinander von Sängern und Zuhörern.

Wichtig ist mir auch der Austausch zwischen den Generationen. Daher haben wir schon beim Seniorennachmittag gesungen, ebenso einen Besuch im Gerbrunner Altersheim gemacht, der sehr gut ankam. ( Dort ist Besuch übrigens jederzeit willkommen, vielleicht auch eine Anregung für andere Gruppen, dort mal etwas vorzusingen oder zu spielen.). Außerdem haben wir auch schon in Familiengottesdiensten der katholischen Nikolausgemeinde gesungen, und letztes Jahr sogar beim Nikolausabend. Die Auftritte außerhalb unserer normalen Chorprobenzeit sind oft nicht einfach zu organisieren, so daß sie sich auf ein Minimum beschränken.

Auch das Feiern kommt nicht zu kurz: wir haben schon Faschings-, Sommer- und Weihnachtsfeiern gehabt.

Da wir gut noch einige Sänger gebrauchen könnten, möchte ich noch einmal die Einladung vom Anfang wiederholen: Ein Jeder kann kommen ...

Christiane Konrad