Der Apostelbrief

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»Wir sammeln nicht für die Diakonie...«

Diakonie

Etwas verwundert waren die Passanten schon, als ihnen bei der Straßensammlung dieser Spruch auf den Sammelbüchsen der Diakonie entgegengehalten wurde. Aber der Text geht weiter: Wir sammeln für Menschen.

Das macht den Unterschied aus. Diakonie ist nicht Selbstzweck, sondern gelebte Nächstenliebe. Das klingt sehr ideal, und weil Menschen im Spiel sind, geht es auch oft recht menschlich zu. Dennoch: Wir sammeln für Menschen.

Jede diakonische Einrichtung ist auf Spenden angewiesen, denn die sind eine der Säulen, die das »Finanzdach« halten. Beiträge und Kirchensteuermittel sowie Einnahmen aus dem sozialen Netz sind die anderen Säulen. Da diese mit der Zeit immer »dünner« geworden sind, kommt es auch auf die dritte Säule an.

Am Anfang der »Spenderliste« steht »der barmherzige Samariter« (Lukas 10). Mit seinem Geld konnte der verletzte Mann gepflegt werden. Es gehört zum Wesen der Spende, dass hier ein Fremder einem Fremden half. Eine Spende wird freiwillig und ohne erwartete Gegenleistung gegeben. Die Geschichte der Diakonie kennt viele Beispiele, in denen Menschen mit wenig Geld, aber mit viel Mut daran gingen, anderen Menschen Hilfe zu ermöglichen. Dazu waren und sind sie auf die Unterstützung anderer angewiesen.

Wilhelm Busch hat schon recht, wenn er dichtet: »'Bettelleut' sieht keiner gern, mehr beliebt sind reiche Herrn« (und Damen möchte man hinzufügen). Der September ist in vielen Gemeinden der Monat der Diakonie. Die Werke der Barmherzigkeit werden zitiert (Matthäus 25), und für Momente treten die stillen Helfer in das Licht der Gemeindeöffentlichkeit. Oft wird Dank dann mit dem Hinweis abgewehrt, man wolle für andere Menschen da sein ... Diakonie für Menschen.

Im Herbst finden auch die Haus- und Straßensammlungen statt. In den neuen Bundesländern wirbt dafür ein heiteres Plakat, das der bekannte Cartoonist MANFRED BOFINGER gezeichnet hat. Ein überfüllter Apfelbaum gibt etwas von seinem Reichtum ab. Ihm bleibt noch eine reichliche Menge, aber für den Nachbarbaum ist es eine wichtige Gabe.

Auf den Sammelbüchsen ist das Motiv nicht abgebildet. Womit wir wieder beim Anfang der Geschichte sind.

Wir sammeln für Menschen.

Kurt Ahlhelm