Der Apostelbrief

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Der Ernst des Lebens

Erinnern Sie sich noch an die Sommerferien? Selbst wenn wir selber gerade keinen Urlaub hatten, gingen die Uhren langsamer. Schulen und Kindergärten waren geschlossen und auch in Firmen und Behörden herrschte eine wohltuende Lässigkeit.  Aber so um den ersten Schultag kehrte der Ernst des Lebens wieder ein. Wir alle mußten wieder Tritt fassen und unsere beruflichen und/oder privaten Ziele wieder ins Auge fassen.

Sogenannte Karriereberater empfehlen, sich regelmäßig Ziele für das nächste Quartal, das nächste Jahr und die nächsten fünf oder zehn Jahre zu setzen.  Darüberhinaus soll man sich »Lebensziele« setzen.  Man soll sich Gedanken darüber machen, was man mit seinem Leben erreichen und bewirken will. Diese Frage beschäftigt allerdings nicht nur karriereorientierte Zeitgenossen. Jeder Mensch stellt sie sich - spätestens anläßlich der sogenannten Midlife-crisis.  Und die Antworten sind vielfältig: für die einen ist materieller Wohlstand das Ziel ihres Lebens. Für andere sind es Macht und Einfluß.  Wieder andere möchten einfach nur möglichst viel Spaß haben und können sich dabei sogar auf den griechischen Philosophen Plato berufen, der die Lust als Ziel des Lebens bezeichnet hat.

Aber gibt es auch eine spezifisch christliche Antwort? Der englische Schriftsteller C.S. Lewis schrieb einmal sinngemäß: »Autos sind so konstruiert, daß sie mit Benzin fahren, mit sonst nichts. Der Mensch ist so geschaffen, daß er nur in der Nähe Gottes Leben kann«.  Unsere tägliche Erfahrung zeigt allerdings, daß es mit der Nähe zwischen Gott und den Menschen im Durchschnitt nicht weit her ist.  Im »frommen Jargon« heißt diese Abwendung der Menschen von Gott Sünde.  Daß diese Sünde zum Tode des Menschen führt (Römer 6,23) hat nichts mit Rache für moralisch verwerfliches Handeln zu tun.  Es ist die logische Konsequenz aus der Entfernug eines Geschöpfes von seiner unverzichtbaren »Lebensquelle«, seinem Schöpfer.  Demnach kann man mit Fug und Recht das Ziel des Lebens eines Christen in der Gemeinschaft mit Gott sehen.  Die gute Nachricht dabei ist, daß Gott uns in Jesus schon fast den ganzen Weg entgegengekommen ist. Jesus lädt uns ein, schon jetzt und hier in Beziehung mit ihm zu treten. Aber wie jede andere Beziehung  gewinnt auch die zu Jesus erst dann an Substanz, wenn wir sie leben. So wie man die Luft, die einen umgibt, erst dann spürt, wenn man sich bewegt.  Und genau das heißt »glauben«: unterwegs sein auf dem Weg zum Ziel des Lebens: der Gemeinschaft mit Gott.

-pv-