Der Apostelbrief

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Profil und Konzentration

Was bedeutet das für die evangelische Kirche in Bayern?

Vielleicht haben Sie schon von dem großen Projekt der evangelischen Landeskirche in Bayern (ELKB) „Profil und Konzentration“ – kurz PuK - gehört. Ich möchte Ihnen in diesem Apostelbrief erste Informationen dazu liefern.

Seit 2016 befasst sich die evangelische Landeskirche in Bayern mit dem Reform- bzw. Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“, der auf allen Ebenen zu Diskussionen führte und weiterhin führen soll. Was ist das Wesentliche unserer kirchlichen Arbeit in heutiger Zeit? Worauf wollen wir uns konzentrieren und was brauchen wir dazu als Unterstützung? Wo werden Energie, Motivation und Ressourcen bei uns verschlissen und was sollte daher geändert oder beendet werden? Was kostet viel und bringt wenig, und was kostet wenig und bringt viel?

Die Klärung dieser Fragen kann - nach Überzeugung der kirchenleitenden Organe - weder zentral für alle erfolgen noch kleinteilig in jeder Gemeinde. Es braucht daher eine gemeinsame Debatte und vernetztes Denken.

Für den landeskirchlichen Zukunftsprozess wurde folgender strategischer Hauptleitsatz formuliert, der für alle Handlungsräume gilt: Der einfache Zugang zur Liebe des menschgewordenen Gottes.

Die ELKB gibt Zeugnis von der Liebe des menschgewordenen Gottes. Sie orientiert sich am Auftrag der Heiligen Schrift und organisiert ihre Arbeitsformen und ihren Ressourceneinsatz konsequent auf das Ziel hin, dass Menschen mit ihren heutigen Lebensfragen einen einfachen Zugang zu dieser Liebe finden.

Aus diesem Hauptleitsatz ergeben sich die fünf Grundaufgaben der heutigen modernen evangelischen Kirche:

Christus verkündigen und geistliche Gemeinschaft leben

Der zentrale biblische Auftrag an uns lautet, das Evangelium von Christus, dem nahegekommenen Gott zu den Menschen zu bringen.

Die Frage, wie geistliche Gemeinschaft gelebt werden kann, führt weiter als die Frage, wie viele und welche Gottesdienste gefeiert werden. Was ist geistliche Gemeinschaft in einem konkreten Lebensraum, in dem über Grundlegendes, Lebenswichtiges, Transzendentes geredet, geschwiegen, gebetet und gefeiert werden kann? Was sind die Fragen der Menschen? Welche Zeiten, Orte, Formen sind dafür geeignet? Was bedeutet geistliche Gemeinschaft vor Ort, wenn sie gleichzeitig Teil einer weltweiten Gemeinschaft ist?

Lebensfragen klären und Lebensphasen seelsorgerisch begleiten

In dieser Grundaufgabe werden z.B. die Kasualien (Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Bestattung) eine große Rolle spielen. Bei ihnen wird nach wie vor (wenn auch mit abnehmender Tendenz) mit Kirche gerechnet. Wie lassen sich Kasualien organisieren, wenn Kirche Menschen aufsuchen will und nicht nur auf sie wartet? Welche Rolle spielen dabei neue Medien? Was können gut qualifizierte und begabte Menschen hier besonders beitragen?

Christliche und soziale Bindung ermöglichen

Welche Inhalte vermitteln wir mit unseren Formaten von Bildung im kirchlichen Umfeld? Wie kann christliche und soziale Bildung noch besser vernetzt werden? Wie kann der Religionsunterricht, der jede Woche Tausende Kinder und Jugendliche erreicht, noch intensiver und einladender an andere gemeindliche und kirchliche Formate anknüpfen? Und in seiner Qualität und Vielfalt wahrgenommen werden? Welche Bedeutung haben die kirchlichen Kindertagesstätten für die Weitergabe des Glaubens?

Not von Menschen sichtbar machenund Notleidenden helfen

Das diakonische „Christsein“ ist vielfach ausgeblendet im gemeindlichen und kirchlichen Normalbetrieb und wird von der institutionellen Diakonie wahrgenommen. Wie aber kann die Perspektive notleidender Menschen wieder zentrales Thema der Kirche werden – vor Ort genauso wie weltweit? Wo kommen die Alleinerziehenden, die Obdachlosen, die Arbeitslosen, die Flüchtlinge und die Not in unseren Gemeinden und Partnerkirchen konkret vor? Was können wir gemeinsam in einem konkreten Lebensraum für sie tun?

Nachhaltig und gerecht haushalten

Nachhaltige und gerechte Haushalterschaft ist mehr als nur ein Luxus für gute Zeiten, sie ist vom Evangelium geboten. Sie wird konkret in solidarischem Planen kirchlicher Ressourcen (Pfarrstellen, Diakone, Gebäude ect.) nach den aktuellen Kirchenmitgliederzahlen und nicht nach den Zahlen aus der Vergangenheit. Sie ist offen für Neues und Kreatives, sie sorgt für eine ethisch verantwortete Anlage kirchlicher Gelder und weiß sich in weltweiter Verantwortung in der Entwicklungsarbeit, bei fairem Beschaffungswesen usw.

Diese fünf Grundaufgaben sind der Einstieg in eine Diskussion über den Auftrag der Kirche und die Schwerpunkte kirchlicher Arbeit und sollen die Brücke vom Auftrag der Bibel zu den Bedürfnissen der Menschen schlagen. Sie fragen nicht in erster Linie nach dem Erhalt bisheriger kirchlicher Arbeitsformen, sondern öffnen den Blick für mögliche neue Wege.

Auch unser Kirchenvorstand hat sich im Rahmen eines Einkehrwochenendes Ende des vergangenen Jahres mit diesen fünf Grundaufgaben befasst und erste Inhalte dazu erarbeitet. In einem weiteren Beitrag werde ich Ihnen diese wesentlichen Inhalte konkret erläutern und die Ziele unseres Kirchenvorstandes nennen.

Gerne können Sie sich schon vorab auf der unten angegebenen Internetseite informieren.

-HS-

Quelle: puk.bayern-evangelisch.de