Der Apostelbrief

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Schlusskundgebung Gerbrunn ist bunt

Ich bin froh und ein bisschen stolz, dass es uns gelungen ist, so viele Menschen auf die Straße zu locken, zu unserem Festumzug „Gib“. Ein Erfolg war schon die Sache an sich, dass sich Vertreter aus vielen gesellschaftlichen Gruppen, den Kirchengemeinden, den Vereinen, der Schule und dem Gemeinderat vor einigen Monaten miteinander an einen Tisch setzten, um ein gemeinsames Aktionswochenende zu planen. Entstanden war die Idee im Kirchenvorstand unserer Apostelkirche, nachdem wir uns mit einem Grundsatzpapier der evangelischen Synode befasst hatten. Es trägt den Titel: „Ja zur gelebten Menschenfreundlichkeit Gottes - Nein zum Rechtsextremismus“. Und wir spürten schnell, dass das kein Thema ist, das nur uns betreffen würde und schon gar keins, das wir alleine schultern könnten. Darum suchten wir den Schulterschluss mit möglichst vielen, die aus durchaus unterschiedlicher Motivation das gleiche Ziel verfolgen: Den Erhalt oder die Rückgewinnung einer offenen und humanen Gesellschaft, in der Gerechtigkeit, die Würde des Menschen und das Recht auf Asyl - um nur einige zentrale Menschenrechte zu benennen - keine schönen Worte in fahlen Lippenbekenntnissen bleiben, im Alltagsgeschäft aber keine Rolle mehr spielen. Immer mehr von viel lauteren Worten überdeckt werden, wie „Schutz der Außengrenzen“, „Asylproblematik“, „Flüchtlingskrise“, „Islamisierung und Wahrung der deutschen Identität“. Im Schatten dieser Debatten, mit denen man den Rechten das Wasser abgraben möchte, hat sich ein Ungeist breit gemacht, der es wieder möglich macht, den Holocaust zu relativieren, den gleichen Wert aller Menschen, also z.b. Auch derer mit Behinderungen anzuzweifeln, und öffentlich über Schwule und Lesben herzuziehen. Trump vertritt den Standpunkt „America first“, Seehofer sagt „Deutschland zuerst“ und meint insgeheim Bayern und Merkel sagt „Europa zuerst“. Wie weit sind wir noch weg von der Aussage: Die Weißen zuerst? Die Jungen, die Erfolgreichen, die gesunden zuerst? Die Männer zuerst? Wer immer eine solche Rangfolge aufmacht, wertet insgeheim - oder sogar ganz offen - andere ab. Genau da aber beginnt der Rassismus.

Vor 50 Jahren im April 1968, wurde der schwarze Baptistenpfarrer und Bürgerrechtlicher Martin Luther King von einem weißen Rassisten erschossen. Am 28. August 1963 waren auf seine Aufrufe hin, 250000 Menschen nach Washington marschiert. Schwarze und Weiße, Konservative und Linke, Gläubige und Ungläubige. Vereint in dem Anliegen, gleich Rechte für alle Menschen zu erkämpfen - aber mit friedlichen Mitteln. In Washington hielt er seine berühmte Rede. „I have a dream“.

Darin sagte er unter anderem:

"Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages diese Nation erheben wird und die wahre Bedeutung ihrer Überzeugung ausleben wird: Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: Alle Menschen sind gleich erschaffen. Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. ...

Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt.

Ich habe heute einen Traum!"

Diese Worte haben viel bewirkt, aber es gibt ihn immer noch, den Rassismus, den Rechtsextremismus, den Chauvinismus. In den USA, wie auch bei uns. Darum müssen wir weiter träumen und kämpfen für eine gerechte Welt und eine versöhnte Menschheit.

  • Eine Welt, in der die Herkunft eines Menschen keine Rolle mehr spielt.
  • Eine Welt, in der Flüchtende nicht an den Grenzen abgewiesen werden, weil wir lieber unter uns bleiben wollen.
  • Eine Welt, in der jeder ein Recht auf eine faire Prüfung seiner Asylgründe bekommt.
  • Eine Welt, in der das Thema Asyl nicht zum Wahlkampfthema taugt.
  • Eine Welt, in der die Religionen gemeinsam zum Frieden beitragen.
  • Eine Welt, in der niemandem das Lebensrecht abgesprochen wird und Menschen mit und ohne Behinderung in gleicher Weise am Leben teilhaben können.
  • Eine Welt, in der Schwule und Lesben sich nicht mehr erklären müssen.
  • Eine Welt, in der niemand mehr aus Angst vor Krieg, Verfolgung, Hunger, Umweltzerstörung oder wegen Perspektivlosigkeit seine Heimat verlassen muss.
  • Eine Welt, ohne starke Männer und Autokraten, ohne Verweigerung von Freiheitsrechten, ohne Angst voreinander.
  • Lasst uns von einer solchen Welt träumen und wenigstens in unserer Nachbarschaft beginnen, an ihr zu bauen.