Der Apostelbrief

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Auf ein Wort
Fische

Autor

Liebe Gemeinde,

manchmal sieht man sie noch am Heck von Autos: Einfarbige oder bunte Fischaufkleber, oft in schlichter Pinseltechnik gestaltet. Und der Eingeweihte weiß: Aha, hier ist ein Christ unterwegs. Nicht jeder weiß dagegen, dass der Fisch schon in der Antike ein Geheimzeichen der Christen war, besonders in Verfolgungszeiten genutzt, um Glaubensgeschwister erkennen zu können. Warum gerade der Fisch? Weil die Buchstaben im griechischen Wort für Fisch „Ichthys“ ein klares Glaubensbekenntnis abgaben: „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“.

Auch heute werden Christen in vielen Ländern verfolgt und in den Untergrund gedrängt. Nicht so bei uns in Deutschland. Trotzdem geraten sie mehr und mehr in eine Minderheitensituation. Wenn ich sonntags gegen Zehn zum Gottesdienst gehe, grüßt mich freundlich der Nachbar, der im Garten arbeitet. Weiter unten die Straße befestigt gerade einer die Fahrräder auf seinem Auto. Aus manchen geöffneten Fenstern dringt der Geruch von Angebratenem. Ein Jogger überholt mich. Vor vielen Fenstern sind die Rolläden noch heruntergelassen. In die Kirche wollen sie alle nicht. Sie kämen gar nicht auf die Idee, da hin zu gehen. Wie kommt das? Es ist kein böser Wille. Sie wissen einfach nicht, warum sie da hin sollten. Und vor allem leuchtet ihnen genau das nicht mehr ein, was der Fisch aussagt: Gott wird Mensch und rettet die Menschen? Nettes Märchen, das nur noch ein paar völlig Weltfremde für bare Münze nehmen können.

Das ist der Grund. Nicht, dass wir keine guten Angebote bei Kirchens hätten und keine nette Menschen wären. Es hilft auch nichts, wenn wir uns Arme und Beine ausreißen und noch mehr tolle Events vom Zaun brechen.

„Profil und Konzentration“ heißt die neueste Strategie der Landeskirche angesichts schwindender Mitgliederzahlen. Das könnte - falls gut umgesetzt - tatsächlich ein Weg sein: Konzentration auf das Wesentliche. Auf was? Auf die Ermöglichung zur Begegnung mit Menschen, die tatsächlich noch Hoffnung über den Tod hinaus haben und erfahren haben, wie befreiend es ist, die Sorge um dieses Heil Gott zu überlassen und sich nicht selbst durch gute Taten oder anstrengende Yoga-Übungen erarbeiten zu müssen.

Ihr Pfarrer. J. Riedel