Der Apostelbrief

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Die Rummelsberger – Menschen an Ihrer Seite

Die Rummelsberger Diakonie feiert ihr 125-jähriges Jubiläum


Am Ende des 19. Jahrhunderts stand die Welt vor großen Veränderungen. Mit dem Beginn der Industrialisierung vollzog sich der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft, das Leben verlagerte sich vom häuslichen Umfeld in die Fabrik, viele zogen auf der Suche nach gut bezahlter Arbeit vom Land in die Stadt und fanden einen Arbeitsplatz, andere scheiterten, weil sie mit den veränderten Bedingungen nicht zurechtkamen. Mit all diesen Entwicklungen veränderte sich auch das soziale Gefüge. Die Schere zwischen Arm und Reich ging auseinander. Familien wurden auseinandergerissen, die Kinder aber auch die pflegebedürftigen, behinderten und kranken Menschen, die früher von Angehörigen versorgt wurden, waren sich selbst überlassen. Viele Kinder lebten als Straßenkinder, gingen nicht zur Schule, wurden sehr früh mit in die Fabrik genommen oder waren gezwungen sich ihren Hunger durch Straftaten zu stillen.

Erste 8 Diakone Hauseltern u Inspektor 1890
Erste 8 Diakone Hauseltern u Inspektor 1890

Nach Wunsch des Nürnberger Dekans Karl Heller sollte in jener Zeit eine Diakonenanstalt entstehen, in der sich junge Männer für den Dienst an Kranken und Gefährdeten ausbilden lassen. Maßgeblicher Impulsgeber für diese neu zu gründende Anstalt war der Hamburger Pastor Johann Hinrich Wichern. In dem von ihm im Jahr 1833 gegründeten „Rauhen Haus“ verband er Erziehungsarbeit mit der Gründung eines Brüderhauses bzw. einer Diakonenanstalt, um für die Versorgung und Erziehung elternloser Kinder geeignete Mitarbeiter auszubilden, die aus der Liebe zum Menschen und aus dem Glauben an Gott heraus handelten.

In Nürnberg begannen im Jahr 1890 die ersten 8 Diakone ihre Ausbildung für die vielfältigen Einsätze in den diakonischen Handlungsfeldern. Zunächst wurden sie jedoch hauptsächlich in der Krankenpflege eingesetzt, übernahmen Nachtwachen in Kliniken und bei Kranken Zuhause und wurden von den Nürnberger Kliniken angefordert.

Großer Wunsch der neu gegründeten Diakonenanstalt war es aber, eine eigene Anstalt nach dem Hamburger Vorbild des „Rauhen Hauses“ zu gründen, in der Leben, Arbeiten und Lernen unter einem Dach möglich waren.

Am 1. November 1904 geht „das Gut Rummelsberg“ im Nürnberger Reichswald bei Feucht in den Besitz des Landesvereins für Innere Mission über. ... ein bäuerliches Anwesen mit ungefähr 95 Tagwerk Grund, bestehend aus Äckern, Wiesen und Wald. Laut Ausschusssitzung vom 16. Dezember 1903 legt sich der Landesverein fest, die „Erziehung verwahrloster schulentlassener Knaben“ in Angriff zu nehmen und in Rummelsberg eine diesem Zweck entsprechende Erziehungsanstalt zu bauen, und zwar verbunden mit einer neuen Diakonenanstalt unter dem selben Dach. ... Des weiteren ist vorgesehen: „In späteren Jahren wird auch die Pflege von Epileptikern, Idioten oder krüppelhaften Personen in die Anstaltsarbeit aufgenommen.“ (siehe Blätter der Inneren Mission, Jg. 1904, Heft 1).

Aus diesen Anfängen entwickelte sich die Rummelsberger Diakonie, die sich heute nach wie vor um Kinder- und Jugendliche kümmert, die in den Rummelsberger Einrichtungen untergebracht sind, die körperbehinderten und gefährdeten Jugendlichen Ausbildungsmöglichkeiten bieten und für viele Menschen mit geistiger Behinderung Heimat geworden ist. Die Rummelsberger betreiben Erziehungs-, Behinderten- und Altenhilfeeinrichtungen in ganz Bayern, und nach wie vor werden in Rummelsberg Diakone ausgebildet und seit 1982 auch Diakoninnen.

In Burtenbach In Burtenbach

Doch längst sind es nicht mehr nur die Diakone, die sich in den verschiedenen Hilfefeldern um die Menschen kümmern. Mittlerweile ist die Rummelsberger Diakonie wichtiger Arbeitgeber in der Region um Nürnberg und bietet Arbeitspläzte für über 5000 Menschen. Viele Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit der einzelnen Einrichtungen und Handlungsfelder.

Nach wie vor ist es die gesellschaftliche Situation und die aktuelle Not, die Impulsgeberin für das Handeln der Rummelsberger ist. So engagiert sich die Rummelsberger Diakonie derzeit sehr stark in der Unterstützung und Begleitung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, schafft Anlaufstellen und baut ein Unterstützernetzwerk in ganz unterschiedlichen Orten auf.

Zöglinge auf dem Weg Zöglinge auf dem Weg

Aber auch die vielen Gemeindediakone und –diakoninnen, die in unterschiedlichen Kirchengemeinden in ganz Bayern, die in der Jugendarbeit und in der Alten- oder Behindertenhilfe vor Ort tätig sind, verwirklichen in ihrem Dienst den Grundgedanken der Rummelsberger Diakonie: Die Rummelsberger – Menschen an Ihrer Seite.

In diesem Jahr sind es nun 125 Jahre, in der die Rummelsberger Diakonie junge und alte Menschen in unterschiedlicher Weise begleitet. Nicht nur im Jubiläumsjahr sind Sie eingeladen, einen Ausflug nach Rummelsberg zu unternehmen, sich vor Ort über die vielfältige Arbeit der Rummelsberger Diakonie zu informieren, in der reizvollen Landschaft Erholung für Leib und Seele zu suchen und auf diese Art und Weise Freund und Unterstützer der Rummelsberger Diakonie und seiner Mitarbeiter zu werden.

Ich würde mich freuen, wenn ich Sie in den kommenden Monaten durch Rummelsberg führen könnte ...

Diakonin Martina Fritze



Diakonin Martina Fritze arbeitet derzeit als Projektreferentin für das Jubiläumsjahr in Rummelsberg. Sie lebt in Würzburg und war einige Jahre Gemeindediakonin in Gerbrunn.