Der Apostelbrief

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Spielen Sie gerne Golf? Wer das noch nie getan hat, aber es gerne einmal ausprobieren will, hat ein Problem: um auf einem Golfplatz in Deutschland spielen zu dürfen, muss man erst einmal Unterricht nehmen und seine Platzreife nachweisen. Da könnte ja jeder kommen.

Wenn wir Menschen kennen lernen und eine engere Beziehung zu ihnen aufbauen, dann haben wir oft eine Vorstellung davon, wie unsere Freundinnen oder Freunde sein sollen. Sie sollen ähnliche Interessen und Ansichten haben wie wir. Sie sollen uns nahe sein, aber nicht zu nahe treten. Und sie sollen natürlich keine ... und nicht ...

Die Jahreslosung für das Jahr 2015 steht im Römerbrief, Kapitel 15, Vers 7: »Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob«. Dieses Wort richtet der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom. Das war damals wohl die multikulturellste Stadt der Welt. Römer, Griechen, Germanen, Nubier, Juden und Kelten, Herren und Sklaven trafen in der christlichen Gemeinde von Rom aufeinander.

Und das Zusammenleben war sicher nicht immer ganz einfach. Ich erinnere mich an einen Fall in einer Gemeinde unserer Tage, in der eritreische Christen im Gemeindehaus gemeinsam gekocht und gegessen haben. Der (gewöhnungsbedürftige) Geruch hing danach noch tagelang im Haus, worauf man die Geschwister bat, woanders zu kochen.

Aber Paulus sagt den Römern nicht einfach: reißt euch zusammen und fallt Euch in die Arme. Er sagt vielmehr, wir sollten einander annehmen wie Christus uns angenommen hat.

Das heißt vor allem, dass wir uns innerhalb der Gemeinde ohne Vorbedingungen und Vorbehalte begegnen sollen. Viele Gemeinden wollen offen und einladend sein. Aber wenn eine Familie zuzieht, ist es vor allem auf dem Dorf nicht immer einfach, Anschluss in der Gemeinde zu finden. Vielleicht haben die »Neuen« noch nicht verstanden, wo wer seinen Stammplatz in der Kirche hat, oder vielleicht kommen sie aus einer anderen Frömmigkeitstradition.

Niemand hat behauptet und auch Paulus tut das nicht, dass es einfach ist, auch fremdartigen oder skurrilen Menschen offen und ohne Vorbehalte zu begegnen. Aber Paulus erinnert uns, dass Gott genau diese Menschen so wie uns selbst in Jesus ohne Vorbehalte akzeptiert und uns so nimmt, wie sie sind.

Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht. Nicht umsonst heißen die Menschen in einer Gemeinde schon immer Geschwister und nicht Freunde. Man kann zwar die Gemeinde wechseln, aber überall wird man Menschen begegnen, die man sich nicht unbedingt als Freunde aussuchen würde. Aber es sind nun mal unsere Schwestern und Brüder in Christus.

-pv-