Der Apostelbrief

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Schwächling?

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Wer einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin einstellen möchte, achtet vor allem auf die Qualifikation und die Leistungsfähigkeit des neuen Belegschaftsmitgliedes. Schließlich will man für das Gehalt, das man jeden Monat zahlt, auch einen Gegenwert bekommen.

Bewerbungsgespräche, Assessment Center und Arbeitszeugnisse sind heute so wichtig wie nie und wer aus irgend einem Grund nicht ganz so leistungsfähig ist, hat es schwer am Arbeitsmarkt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Reich Gottes passen oft gar nicht in dieses Schema. Nehmen wir zum Beispiel den 1798 geborenen Ludwig Hofacker. Nach mehreren schulischen Stationen studierte Hofacker bis 1818 in Tübingen Theologie. Im Jahr 1820 brach er mitten auf der Straße im wahrsten Sinne körperlich und seelisch zusammen. Von diesem Zusammenbruch erholte er sich zeitlebens nicht mehr. Seine Vikarszeit war immer wieder von mehrwöchigen Krankheitsphasen und Kuraufenthalten unterbrochen. Im Jahr 1823 kam Hofacker als Hilfsprediger an die Stuttgarter Leonhardskirche, an der sein Vater eine Pfarrstelle innehatte.

Zwei Jahre später erhielt Hofacker endlich eine eigene Pfarrstelle in Rielingshausen bei Backnang, aber auch hier konnte er nur für kurze Zeiträume seine Dienstpflichten erfüllen.

Weitere drei Jahre später, im November 1828, starb Ludwig Hofacker, der sich nach eigenen Aussagen wie ein »Toter unter den Lebendigen« und wie ein totaler Versager fühlte.

Aber dieser kranke Mann mit seiner dünnen Stimme war ein begnadeter Prediger. Die Leonhardskirche war regelmäßig überfüllt, die Gottesdienstbesucher nahmen mehrstündige Fußmärsche auf sich, um den jungen Prediger zu hören. Nach dem Tode seines Vaters versuchten die Stuttgarter durch eine Massenpetition beim König von Württemberg, Hofacker in Stuttgart zu halten – vergeblich. Hofacker gilt heute als einer der wichtigsten Väter der württembergischen Erweckungsbewegung.

Etwa hundert der Predigten von Ludwig Hofacker sind im Druck erschienen, erlebten 60 Auflagen und wurden in sechs Sprachen übersetzt. Noch heute werden seine Predigten in lutherischen Gemeinden in Skandinavien, Russland, der Schweiz, Frankreich, in Kanada und anderen Ländern im Gottesdienst gelesen.

Hofacker hat immer Wert auf die Feststellung gelegt, dass es »nur Christus ist, der uns durchbringt. Sein Leben muss es tun, nicht mein Leben.« Sein Ziel war es, seine Zeitgenossen aus ihrer »religiösen Harmlosigkeit« zu reißen.

Jesus Christus spricht: »Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.« (1. Kor. 12,9).

-pv-