Der Apostelbrief

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Die Krönung am Klotzenhof

Abschließende Konfirmandenfreizeit 1998

KonfiFreizeit
»Die Konfis - der Bus«

Die Fahrt ging lange durch den Wald. Sehr lange. Und die Straßen wurden immer enger. Hätten wir nicht Rudi Bauer als Fahrer gehabt, wäre uns sicher schon lange Angst und Bange geworden. Schließlich wären wir, kurz vor dem Ende der Reise, in Klotzenhof, beinahe mitten im Dorf stecken geblieben. Die Straßen waren eindeutig nicht für Busse gebaut. Aber die Krönung kam am Klotzenhof selbst. Auf der Wiese hinter dem Haus wollte der Bus einfach nur wenden, weil die Straße zu Ende war. Da passierte es. Der Boden war uns feindlich gesinnt. Und weil alle so geschrien haben, hat der Rudi Bauer nicht gehört, daß die Reifen sich langsam in den Spessart-Boden eingruben. Erst als der Bus hinten mit einem lautem »Klonk« aufsaß, bemerkten wir das Dilemma. Wenn Sie einmal Zeit haben, dann besuchen sie den Bus am Klotzenhof, in dem mittlerweile ein Museum eingerichtet ist. Unsinn - die Bauern vor Ort zogen den Bus nach mehreren Stunden und vielen Versuchen unsererseits mit einem Traktor aus dem Matsch. War ein tolles Ereignis - für uns (wohl weniger für Rudi Bauer).

Dann teilte Johannes Riedel die Zimmer ein. Er hatte sich das ziemlich einfach vorgestellt. So fünf Minuten höchstens. Haha! »Neeeee!! Mit dem geh' ich net in a Zimmer!!!« Hausmutter: »Ein Fünfbett-Zimmer gibt es in diesem Haus aber gar nicht.« Pfr. Riedel: »Aber auf dem Plan ...« »Dann stellen sie halt eine Matratze dazu.« »Wir wollen auch in ein Fünfbett-Zimmer!!« »Neeee! Mit dem geh' ich erst recht net in a Zimmer!!!« usw.

Ehrlich gesagt war es uns eine Freude mit anzusehen wie die Zimmerverteilung in einer guten Stunde über die Bühne ging. Schade das alle so durcheinandergebrüllt haben, sonst hätten wir das vielleicht einmal als Theaterstück aufführen können. Johannes mit den stahlharten Nerven brachte, trotz der Verwirrung durch die Hausmutter dann doch noch alles zu einem guten Ende, vielleicht weil sein Magen drückte. Das Abendessen stand ja noch aus.

Wir überspringen jetzt die thematischen Teile, fragen Sie dazu einfach die Konfirmanden (oder besser nicht).

Der nächste spannende Punkt auf dem Programm war das Feierabendmahl. Hier sollte, nach den Worten unseres Pfarrers, die Konfirmandenzeit ihren Höhepunkt erreichen. Dies sollte ein echtes Highlight werden. Muß ja, schließlich brauchten wir schon fast drei Stunden zur Vorbereitung. Eigentlich hätten wir ja den ganzen Nachmittag dafür haben sollen, aber der Zeitplan war schon seit der Busankunft zur Farce verkommen.

Zum Einzug in den »Festsaal« wurden die Konfis (wie wir sie liebevoll nennen) paarweise eingeteilt. Das löste bei einigen schieres Entsetzen aus. Was man daran erkennen konnte, daß nicht wenige auf die Toilette oder aus dem Fenster flüchteten. Wir kamen uns vor wie bei einem Almabtrieb mit störrischen Rindviechern.

Als dann endlich alle im »Festsaal« waren begann der Abendmahlsgottesdienst mit anschließender Speisung. Uns erwartete ein festliches Menü mit mehreren Gängen. Wenn man einmal von den Tischmanieren einiger absah, hätte man alles genießen können, wenn nicht ein ständiges unqualifiziertes Gemurmel die festliche Atmosphäre bis zu uns durchdrungen hätte. Der Großteil der Anwesenden schien jedoch mit dem Ablauf des Abends einverstanden gewesen zu sein.

KonfiFreizeit
»Heute: lecker Essen«

Nach dem Essen sollst Du ruhn oder tausend Schritte tun. Letzteres. Nun gut, die Nachtwanderung sollte koordinierter und nicht so lang wie das letzte Mal werden. Matthias Tschirner hatte eine Strecke ausgekundschaftet. Die liefen wir dann auch. Nun gut, um ehrlich zu sein, haben wir einige Modifikationen vorgenommen. »Ach laufen wir doch einmal da lang.« »Der Weg sieht aber schöner aus« Es half alles nix. Wir waren 2,5 Std. unterwegs, was ein neuer Rekord sein dürfte. Was auch ein Rekord sein dürfte, ist, daß niemand motzte.

Wahrscheinlich deshalb, weil es dunkel war und man den Weg nicht sah. Es wurde auch nicht langweilig. Einmal liefen wir duch ein Bachbett, dann auf einem Schotterweg, auf einem Feldweg, durch ein Feld, an einem Feld vorbei, um ein Feld herum - ständig Abwechslung. War toll, ehrlich.

KonfiFreizeit
»Soll ich das alles vorlesen?«

Nicht so toll war, daß wir vor der Abreise unser Haus putzen mußten. Das löst schon einiges aus, wenn man Putzaufgaben unter Konfis verteilt. Man denke da nur an das Behindertenklo ... Wir wurden pünktlich fertig. Ob wir das schafften, weil wir früh genug anfingen, weil wir ständig am motivieren waren oder weil Anna fleißig mithalf, werden wir wohl niemals herausfinden. Was wir nicht schafften, war den Dreck an den Wänden unter den Fenstern zu beseitigen. Es scheint, als gäbe es in Gerbrunn noch einige Häuser ohne Türen. Jedenfalls bevorzugten einige der Konfis den »Fensterausgang«. Lag das nun daran, daß sie zum Rauchen gingen oder daran, daß wir vor den Mädchenzimmern im Gang patroullierten?

Die Heimfahrt: Es gibt hier wohl nur eines zu erzählen. Johannes Riedel wollte schlafen. Wir beide fanden das ziemlich dekadent von ihm. Das geht nicht - hier muß eingeschritten werden. Nachdem es langweilig die kalte Lüftung auf sein Haupt auszurichten, bewarfen wir ihn mit Papierchen. Als auch das nicht mehr genug war (er kann ein harter Brocken sein), griffen wir zu schärferen Maßnahmen: Michi. Die nächste halbe Stunde erhielt er einen Exklusivvortrag von Michael Schedel über neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt. Ein bißchen Bildung schadet nie. Leider kamen wir dann irgendwann an. Schade.

Es ist doch erstaunlich, wenn man so auf die Konfirmandenzeit zurückblickt, daß wirklich alle konfirmiert wurden. Aber wahrscheinlich würden das die Mitarbeiter unserer Konfifreizeiten von damals auch sagen ...

Petra Deike und Martin Schmidt