Der Apostelbrief

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Kindergarten - ein Thema ohne Ende?

Macht die Kirchengemeinde jetzt auch noch Politik, werden Sie sich fragen. Nein. Jedenfalls keine Parteipolitik. Wir stehen als Kirchengemeinde keiner der vor Ort bestehenden Parteien nahe oder fern. Aktive aus fast allen Parteien sind auch in unserer Kirchengemeinde aktiv. Und uns liegt viel an einem guten Verhältnis zu allen.

Wenn ich jetzt doch das Wort ergreife, dann darum, weil der Kirchenvorstand mich darum gebeten hat. Ich soll die Konsequenzen der in Bezug auf den Umbau der alten Schule zu einem zweigruppigen Kindergarten zu treffenden Entscheidung aus Sicht unserer Kirchengemeinde - die ja die Trägerschaft des sog. »ökumenischen Kindergartens« hat - darstellen. Dies will ich tun. Ohne Emotionen und in der Hoffnung, keine Lawine loszutreten.

Für den Umbau der alten Schule spricht aus unserer Sicht:

Wir hätten wegen der Reduzierung unseres Kindergartens auf zwei Gruppen (mehr sind auf absehbare Zeit neben den 4 Gruppen im katholischen Kindergarten und den 2 Gruppen in der alten Schule aufgrund der Kinderzahlen nicht nötig und würden dementsprechend vom Landratsamt auch nicht mehr genehmigt werden) weniger Arbeit, weniger Personalentscheidungen, weniger Ausgaben für Möbel etc., weniger Sorgen, den Kindergarten vollzubekommen, mehr Zeit für andere Aufgaben.

Gegen die Eröffnung eines zusätzlichen zweigruppigen Kindergartens spricht aus unserer Sicht:

  • Ein Kindergarten bietet Chancen für den Gemeindeaufbau. Gerade im Moment sind wir dabei, mit dem Team der Erzieherinnen eine Konzeption zu erstellen, in der die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde nochmals einen ganz neuen Stellenwert bekommen soll. Mit nur zwei Gruppen würden wir nur noch wenige Kinder erreichen. Zudem läßt sich vieles von dem, was geplant ist, oder auch jetzt schon möglich ist, in einem kleinen Kindergarten mit halbiertem Personal nicht mehr durchführen. Schon allein organisatorisch läßt sich dann vieles in der gewohnten Form nicht mehr durchhalten: Mittagsbetreuung, flexible Zeiten, interner Überstundenabbau des Personals, etc.
  • Der von Grund auf neue Aufbau eines Kindergartens (in dem dann wirklich die aktuellen Bedürfnisse an einen modernen Kindergarten erfüllt werden könnten) im Neubaugebiet »Kirschberg 2« unter evangelischer Trägerschaft würde kaum mehr zur Durchführung kommen. Kein Gemeinderat würde in 6 Jahren befürworten, einen neuen, teuren Kindergarten zu bauen, wenn der Bedarf durch die vorhandenen Einrichtungen bereits abgedeckt werden kann. Mit den zwei Notgruppen in unserem Kindergarten stünden dann nämlich bis zu 10 Gruppen zur Verfügung. So viele werden kaum je benötigt! Selbst bei Zuzug von einigen Familien im Neubaugebiet (der auch nicht von heute auf morgen, sondern kontinuierlich vonstatten gehen würde), wäre kein größerer Bedarf als heute, da die Kindergartenkinder aus den bereits ansässigen Familien bis dahin zum großen Teil längst in der Schule sind.
  • Der geschätzte Bedarf an etwa 8 bis 10 Ganztagesplätzen läßt sich bereits in den vorhandenen Kindergärten abdecken. Eine ganze Gruppe ist derzeit nicht erforderlich.
  • Weiterhin könnte von Interesse sein, daß unsere dritte Gruppe, die bisher von Jahr zu Jahr neu genehmigt werden mußte, demnächst in eine regulär anerkannte Gruppe umgewandelt werden könnte. Die Möglichkeit entstand durch die Hinzunahme der Leiterinnenwohnung zum Kindergartenbereich. Der Antrag ist bereits auf dem Weg.

Soweit die Argumente. Zu einer Entscheidung in Bezug auf den Bürgerentscheid müssen Sie natürlich selbst finden.

Johannes Riedel, Pfarrer