In ihrem Papier „JA zu gelebter Menschenfreundlichkeit Gottes - Nein zum Rechtsextremismus“ hat sich die evangelische Landessynode eindeutig gegen rechtsradikale Haltungen positioniert. Rechtsextremismus ist mit dem Evangelium nicht vereinbar, wird da mit aller Deutlichkeit gesagt. „Gut so“, meinen viele von uns. Weil wir uns nicht betroffen fühlen. Rechtsextrem - das sind irgendwelche Wehrsportgruppen, Neonazis oder die rechten Ränder der AfD. Aber nicht wir.
Doch was ist Rechtsextremismus? Das Papier sagt: Jegliche Form der „gruppenbezogenen Menschenunfreundlichkeit“. Und plötzlich spüren wir, dass wir doch nicht immun sind gegen solches Denken und Fühlen.
Haben wir nicht auch schon heimlich gedacht: „Sollen sie doch wieder heim gehen“, wenn Migrantengruppen gegen irgendetwas protestiert haben? Oder wenn sie nicht in allen Bereichen ihre Lebensweise durch unsere ersetzen wollen?
Manchmal ist schon der Sprachgebrauch verräterisch. Wenn man etwa sagt: „Den Russen ist nicht zu trauen“. Oder „Die Polen klauen“. Wie schnell wird behauptet „Ausländer sind krimineller als Deutsche“ - was sich mit der Kriminalstatistik überhaupt nicht belegen lässt. Oder man sagt: „Wir lassen die ganzen Terroristen hier rein“ und stellt damit alle Flüchtlinge unter Generalverdacht.
Üben wir uns in der Nachfolge Jesu, der uns die grenzenlose Menschenfreundlichkeit Gottes gebracht hat. Und sie auch vorgelebt hat. Und überprüfen wir unseren Sprachgebrauch. Denn jede unfreundliche Tat beginnt mit dem unfreundlichen Gedanken (vgl. Mt 5, 22).
Ihr Pfr. J. Riedel