Der Apostelbrief

Oktober - November 2016
Voriger Apostelbrief
Aug. - Sep. 2016
Nr. 118
Nächster Apostelbrief
Dez. 2016 - Jan. 2017
Beliebigen Apostelbrief wählen ...
1997:

1998:

1999:

2000:

2001:

2002:

2003:

2004:

2005:

2006:

2007:

2008:

2009:

2010:

2011:

2012:

2013:

2014:

2015:

2016:
118

2017:

2018:

2019:

2020:

2021:

2022:

2023:

2024:

Normgerecht

Autor

Normen sind eine feine Sache. Wenn ich Papier für meinen Drucker kaufe, dann ist es völlig egal, ob ich das im Kaufhaus, im Schreibwarengeschäft, oder beim Lebensmitteldiscounter kaufe – es passt immer in den Drucker. Dass das so ist, ist keinesfalls selbstverständlich, sondern der Deutschen Industrienorm DIN A4 zu verdanken. Wenn ich Druckerpapier im Format DIN A4 kaufe, kann ich mich darauf verlassen, dass jedes Blatt 297 Millimeter lang und 210 Millimeter breit ist.

Auch für Menschen gibt es solche Normen, etwa in der Schule: alle Kinder, die ein bestimmtes Alter erreicht haben, werden eingeschult und sollen bis zum Schulabschluss alle dieselben Kenntnisse und Fertigkeiten erworben haben. Bei allen unbestreitbaren Fortschritten der Pädagogik im Hinblick auf die individuelle Förderung von Kindern ist unser Schulbetrieb dem Grunde nach der industriellen Produktion des 19. Jahrhunderts nachempfunden. Und Abitur oder Mittlere Reife sind die zugehörigen Normen.

Und selbst in Glaubensfragen gibt es Normen: ist der oder die andere überhaupt ein echter Christ? Glaubt er oder sie richtig – also so wie ich selber? Normal sein heißt dann, so wie ich sein.

Aber was bei Schrauben oder Fahrraddreifen funktioniert, geht bei Menschen gnadenlos in die Hose. Denn Menschen lassen sich nicht so einfach über einen Kamm scheren und normieren. In der Regel begehren sie gegen derartige Versuche auf.

Gott baut keine Reihenhäuser – jeder Mensch ist einmalig und einzigartig. Wenn man einen Menschen in Normen presst, verliert er oder sie die Eigenartigkeit oder Originalität, die Gott in diesem Menschen angelegt hat. Das wird an vielen Stellen der Bibel deutlich, wie etwa im Buch des Propheten Jesaja: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“ (Jesaja 43.1).

Menschen, mit denen wir in Beruf, Familie oder Gemeinde zu tun haben, in ihrer ganzen Vielfalt, mit allen Stärken, Schwächen, Highlights und Macken zu akzeptieren, kann enorm anstrengend sein. Aber wir selber sind vielleicht auch manchmal ziemlich anstrengend für unsere Umgebung.

Aber eben weil Gott uns so unterschiedlich geschaffen hat, können wir immer neue Wege finden, um alte Probleme zu lösen. Und oft sind es die nicht so angepassten Mitmenschen, die die erlösende Idee haben.

Jede und jeder von uns ist als Einzelstück geschaffen. Wir sind Gott lieb und teuer. Aber eben nicht nur wir, sondern auch unser etwas schräger Nachbar.

-pv-